Museums- und Geschichtsverein e.V. Schramberg, [ohne Signatur]
D'Kräz: Beiträge zur Geschichte der Stadt und Raumschaft Schramberg
Schramberg, 25.2005
Seite: 159
(PDF, 62 MB)
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Gernot Stähle:

DER NIEDERGANG DER DEUTSCHEN UHRENINDUSTRIE
AM BEISPIEL DER UHRENFABRIK
JUNGHANS

Die Nummer eins der Uhrenindustrie, die Firma Junghans, feierte 1986 das 125-jährige
Bestehen. Trotz unbestrittener technischer Erfolge befand sich Junghans damals, gleich der
gesamten Branche, auf dem absteigenden Ast. Aus Anlass des Firmenjubiläums fand im
Stadtmuseum Schramberg eine Sonderausstellung unter dem Thema „Zeitmesser, Zeichen der
Zeit" statt. Die Anregung zu dieser Ausstellung ging in bezeichnender Weise nicht von der
Firma Junghans, sondern von der rührigen Museumsleiterin Gisela Lixfeld aus. Die Ausstellung
drückte sich nicht um die Problemstellung des technischen und des damit einhergehenden
sozialen Wandels. Doch eine Ausstellung aus Anlass eines Firmenjubiläums konnte nicht
zumAbgesang einer ganzen Branche geraten. Es blieb bei einer Momentaufnahme, begründet
mit dem ungenügenden historischen Abstand.

In diesem Beitrag soll dargestellt werden, wie es zum Untergang von Junghans gekommen ist.
Die Ursachen sind jedoch so komplex, dass ein Exkurs zur deutschen Uhrenindustrie insgesamt
unerlässlich ist.

Die deutsche Uhrenindustrie

Die Herstellung von Uhren gehörte neben der
Glasherstellung mit zu den ältesten Gewerbezweigen
im südlichen Schwarzwald. Bereits
vor über 300 Jahren wurden im Gebiet um Tri-
berg, Furtwangen, Schönwald zunächst einfachste
Holzräderuhren hergestellt.
Diese handwerklich hausindustrielle Uhrenfertigung
breitete sich Mitte bis Ende des 1 S.Jahrhunderts
auch im angrenzenden Teil Württembergs
aus. Zunächst in Schwenningen, später
in Deißlingen, auf dem Heuberg, in Locherhof
und um 1840 auch in Schramberg. Mitte des
19. Jahrhunderts fand sich die handwerklich
betriebene Uhrenfertigung verstärkt dem Konkurrenzdruck
amerikanischer Uhren ausgesetzt
.

Sollte die Uhrenherstellung im Schwarzwald
überleben, musste sie sich derselben amerikanischen
Produktionsverfahren bedienen.
Die in unzählig viele Handwerksbetriebe zersplitterte
Uhrenindustrie war dazu jedoch
nicht in der Lage. Zu stark hingen die einzelnen
Meisterbetriebe an tradierten Arbeitsverfahren
fest, bei welchen letztlich jede Uhr ein
Unikat war. Die amerikanischen Uhren indessen
waren gekennzeichnet durch einfachste

Konstruktionsweise und maschinelle Herstellung
der Uhrenteile, die eine Austauschbarkeit
ohne weitere Nacharbeit gewährleisteten. Pioniere
dieser neuen industriellen Produktionsweise
waren Erhard Junghans (1823-1870),
der Gründer der gleichnamigen Uhrenfabrik,
und sein Sohn Arthur (1851-1920). Nach dem
frühen Tod seines Vaters ging Arthur Junghans
1872 selbst nach Amerika, arbeitete dort und
eignete sich das amerikanische Produktionsverfahren
an, welches er nach seiner Rückkehr
in Schramberg anwandte und hier vervollkommnete
.

Der Erfolg, basierend vornehmlich auf der Produktion
billiger Wecker, gab ihm Recht und
fand viele Nachahmer. Zunächst in seinem
Schwager Paul Landenberger (1848-1939),
dem Gründer der Hamburg-Amerikanischen
Uhrenfabrik (H.A.U.). Ab 1886/1887 fertigten
in Schwenningen Friedrich Mauthe, danach
Thomas Haller und ab 1894 auch Schlenker &
Kienzle Uhren nach amerikanischem System.
Diese Firmen weiteten sich in der Folge zu
Großbetrieben aus. Daneben blieb noch genügend
Raum für Mittel- und Kleinbetriebe.
So fanden zwischen 1850 und 1914 im Bereich
der späteren Industrie- und Handelskammer

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