Museums- und Geschichtsverein e.V. Schramberg, [ohne Signatur]
D'Kräz: Beiträge zur Geschichte der Stadt und Raumschaft Schramberg
Schramberg, 25.2005
Seite: 163
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struktion auf. Diesen Abteilungen standen 1967
junge, tüchtige Ingenieure vor, zumeist Absolventen
der Ingenieurschule Furtwangen.10
Unterstützt wurden diese von einer Reihe von
Technikern der staatlichen Feintechnikschule
in Schwenningen. Die Basis bildete ein tüchtiger
Facharbeiterstamm, der seine Ausbildung
bei Junghans selbst erfuhr. Die Qualifikation
der Mitarbeiter befand sich durchaus auf der
Höhe des damaligen technischen Standes.
Nur: Während in Amerika, dank großer staatlicher
Forschungsgelder, interdisziplinär Forschung
auf dem Gebiet der Festkörperelektronik
betrieben werden konnte, beschäftigte
sich die Uhrenindustrie noch immer mit mechanischen
Problemen wie Reibung und Verschleiß
.

Selbst bei Triebfedern wurden noch Grundsatzuntersuchungen
angestellt. Die Verhältnisse
in den anderen Uhrenfirmen dürften ähnlich
gewesen sein.

Uhrengeschichte und Uhrentechnik, ein
kleiner Abriss

Mechanische Uhren

Die ersten Schwarzwälder Uhren bestanden
nur aus drei handgeschnitzten Holzrädern, gelagert
in einem Holzgestell. Der Antrieb erfolgte
mittels einem Steingewicht, der gleichmäßige
Ablauf des Räderwerkes wurde durch
eine so genannte Waaghemmung erreicht. Die
Uhr besaß nur den Stundenzeiger, was damaligen
Ansprüchen genügte. Ein Konstruktionsprinzip
, das schon bei den Turmuhren des 14.
Jahrhunderts angewandt wurde.
Die Waaghemmung stellte eine Art primitiven
Oszillator dar, sie ist jedoch kein eigenständiges
Schwingsystem. Mit dem Pendel und der Unruh
, die Mitte des 17. Jahrhunderts aufkamen,
standen dem Uhrenbau zwei Eigenschwingsysteme
als Gangregler zur Verfügung. Die
Schwierigkeit bestand fortan darin, das jeweilige
Schwingsystem mit dem Räderwerk zu verbinden
. Über das Räderwerk musste einerseits
dem Gangregler die notwendige Energie zur
Erhaltung der Schwingungen zugeführt werden
, ohne dass dieser in seinen Eigenschwingungen
beeinträchtigt wurde. Über den Gangregler
musste andererseits der geregelte Ablauf
des Räderwerkes bewerkstelligt werden. Das
konnte nur durch ein Zwischenglied, eine zwischen
Gangregler und Räderwerk geschaltete
Hemmung, erreicht werden.
In der Geschichte der Technik gab es wenige
mechanische Aufgaben, die so schwer zu lösen
waren. Über 200 Hemmungssysteme zeugen
von der Herausforderung, aber auch von
Erfindungsgabe bei der Lösung dieser Aufgabe
. Zur industriellen Anwendung kamen jedoch
nur wenige solcher Hemmungssysteme.
So bei Pendeluhren die Hakenhemmung,
(Blechankergang bei Schwarzwälder Uhren),
die Brocot-Hemmung bei Kurzpendeln und die
Graham-Hemmung bei Präzisions-Pendeluhren
, bei Unruhsystemen in älteren Uhren die
Zylinderhemmung, die zunehmend durch die
Ankerhemmung, den so genannten „Schweizer
Ankergang", abgelöst wurde. Die Stiftankerhemmung
fand in Weckern und in modifizierter
Form auch bei billigen Taschen- und
Armbanduhren Verwendung.11
Dem Wecker verdankt die Uhrenindustrie zum
Teil ihren Aufstieg. Er war die wichtigste Uhr
zu Beginn der Industrialisierung. Er zwang zur
Zeiteinteilung, die nicht mehr vom natürlichen
Rhythmus des Menschen, sondern vom Rhythmus
der Produktion vorgegeben wurde. Die
Nachfrage nach billigen Weckern war deshalb
groß. Mitunter war der Wecker die einzige Uhr
in einem Haushalt, erst später eroberte die Uhr
auch andere Wohnräume.12
Die deutsche Uhrenindustrie im süddeutschen
Raum war vor dem Ersten Weltkrieg überwiegend
auf die Produktion von Großuhren ausgerichtet
. Kleinuhren, Taschenuhren und auch
Marine-Chronometer wurden seit 1845 in vorzüglicher
Qualität in Glashütte in Sachsen produziert
, daneben galt Ruhla als ein Zentrum
der Kleinuhrenproduktion.13
Arthur Junghans wagte 1903 den Schritt zur
Produktion von Taschenuhren. Die Serienfertigung
von Armbanduhren ab 1932 bei Junghans
ist mit dem Namen seines Enkelsohns
Dipl.-Ing. Kurt von Zeppelin verbunden.
Neben Billigwerken verließen auch absolute
Spitzenprodukte, so die Taschenuhr J 47, Armband
-Chronographen, Armbandwecker, Automatik
-Uhren und Chronometer der Serie J
80/85 das Werk. Mit dieser Produktpalette
konnte sich Junghans durchaus mit Schweizer
Erzeugnissen messen, und zwar auch mengenmäßig
. 1956 stellte Junghans 10.000 Chrono-

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