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der Frequenzstabilisierung von Röhrenoszillatoren
. Anfang der 1930er-Jahre gelang der Bau
erster Quarzuhren. Bei der Verwendung von
Röhren als elektronische Bauteile waren dieselben
noch äußerst unförmig, lösten aber ab
etwa 1940 Präzisionspendeluhren in der Zeitdienstanzeige
ab. Die Miniaturisierung von
Quarzuhren war wiederum nur durch den
Transistor möglich. Als erstes deutsches Großuhren
-Quarzwerk kam so 1967/68 die Jung-
hans„Astro-Chron" auf den Markt.
Die Transistortechnologie entwickelte sich stürmisch
weiter. So genannte Planartechnologie
führte zur Herstellung von integrierten Schaltungen
(IC), welche mehrere Bauelemente in
sich vereinigte. Die Low-Power-Technologie ermöglichte
ab 1969 den Bau von Quarzarmbanduhren
mit geringem Stromverbrauch. Ein Artikel
im „Spiegel" ließ 1971 die Fachwelt aufhorchen
. „Nach dreijähriger intensiver Arbeit
beabsichtigt Junghans, zum Jahresende eine
Quarzuhr auf den Markt zu bringen. Voraussichtlicher
Preis: 1600 D-Mark." Junghans war
damit nicht allein. Bei der kleinen Pforzheimer
Uhrenfabrik Philipp Weber KG (Marke Arktos)
waren die Entwicklungen ebenfalls sehr weit
fortgeschritten.
Firmenchef Werner Weber visierte einen Einführungspreis
von 500 bis 600 D-Mark an.17 Es
blieb zunächst bei der Ankündigung. Erst ab
etwa 1974 setzten sich Quarzarmbanduhren
gegenüber den mechanischen Zeitmessern
durch - so wurde die Uhrenindustrie abhängig
von der Halbleiterindustrie. Außenseiter drängten
in den Uhrenmarkt. Waren zur Herstellung
einer mechanischen Uhr noch etwa 1000 Arbeitsgänge
erforderlich, so reduzierte sich die
Quarzuhr im einfachsten Fall auf nur fünf Teile:
Batterie, Schwingquarz, elektronischer Schaltkreis
, digitale Ziffernanzeige und Gehäuse. Firmenchef
Werner Weber befand: „...die Quarzgeschichte
ist ein Unglück". Bezogen auf die
deutsche Uhrenindustrie sollte er Recht behalten
. Eine technische Entwicklung indessen lässt
sich nicht aufhalten. Die Frage stellt sich jedoch,
ob der Fall so tief erfolgen musste.
Funkuhren
Das Maß aller Dinge sei der Mensch, so lehrte
der griechische Philosoph Protagoras. Die
ersten Maßeinheiten von Elle, Fuß, Morgen
usw. waren tatsächlich dem Menschen entlehnt
. Die Französische Revolution erhob die
Vernunft zum Maß aller Dinge. Alle physikalischen
Grundeinheiten sollten fortan der Natur
entnommen sein, um damit für immer überprüfbar
zu bleiben.
Darauf beruhten die neuen Grundmaße von
Länge, Masse, Temperatur und Zeit, aus denen
sich fast alle übrigen physikalischen Einheiten
ableiten ließen. So weit, so gut, bis mit der
Quarzuhr der Nachweis geführt wurde, dass
die astronomische Zeit keine Konstante war.
Die natürlichen Zeiteinheiten, Jahr, Tag und
damit auch Stunden sowie Sekunden, wurden
länger.18 Es galt, andere Bezugsgrößen als die
Erdbewegung für die Zeit oder den Erdumfang
für das Längenmaß zu finden.
So wird seit i960 das Meter an der Wellenlänge
der Strahlung von Krypton-Atomen, die
Sekunde seit 1967 an der Schwingungsdauer
von Cäsium-Atomen genormt. Seit Juni 1973
verbreitet die Physikalisch-Technische Bundesanstalt
(PTB) über den Sender DC 77 auf der
Trägerfrequenz 77,5 kHz, einer hochstabilen
Normalfrequenz, in codierter Form im Dauerbetrieb
Zeitsignale einer Cäsium-Atomuhr.
Erste Untersuchungen über die Nutzung dieses
Zeitsignals, etwa für die Steuerung eines
Netzes von Nebenuhren, wurden bereits 1974
vom Uhrentechnischen Institut (UTI) Stuttgart
durchgeführt, und sie waren auch Diskussionspunkt
der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie
e. V19
Doch fast zehn Jahre danach befand der Leiter
des UTI, Professor Dr. Glaser, dass der funkgesteuerten
Quarzuhr seitens der klassischen Uhrenindustrie
zu wenig Beachtung geschenkt
wird.20 Die weltweit erste Funkuhr für den privaten
Gebrauch stellte im April 1985 Junghans
auf der Mustermesse in Basel der Fachwelt vor.
Es war ein 4-Megaherz-Quarzwerk, dessen Zeitabweichung
durch das Zeitsignal des Senders
DC 77 korrigiert wird. Der Preis der Uhr lag
damals bei knapp 1000 D-Mark.
Der Uhrenmarkt und die weltweite
Uhrenproduktion
Die Quarzuhr revolutionierte den Weltuhrenmarkt
. Die preiswerte mechanische Uhr wurde
unaufhaltsam vom Markt verdrängt. Eine im
Auftrag des Karlsruher Instituts für System-
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