Museums- und Geschichtsverein e.V. Schramberg, [ohne Signatur]
D'Kräz: Beiträge zur Geschichte der Stadt und Raumschaft Schramberg
Schramberg, 25.2005
Seite: 168
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_25/0168
Mit billigeren Uhren wurde der Weltmarkt erst
Anfang der 1980er-Jahre von Hongkong aus
überschwemmt. Von dort wurden 1981 in die
Bundesrepublik allein zwölf Millionen Armbanduhren
importiert. Die westdeutsche Armbanduhrenproduktion
lag damals bei etwa
sechs Millionen Stück. Stammte 1970 noch jede
zehnte Armbanduhr aus westdeutscher
Produktion, so waren 20 Jahre später bei exorbitant
gestiegener Weltproduktion deutsche
Uhren eine Marginalie auf dem Weltmarkt.

Die amerikanische Herausforderung
Der russische „Sputnik-Schock" im Oktober
1957 traf Amerika tief und führte zu entscheidenden
Reaktionen.

Bei Fairchild im Silicon Valley und bei Texas
Instruments u. a. begann ein Wettlauf um Miniaturisierung
und Verbesserung der Betriebssicherheit
von elektronischen Bauelementen.
Das Ergebnis ist bekannt: Im Jahr 1961 wurde
die bereits erwähnte erste integrierte Schaltung
verwirklicht, und 1970 begannen verschiedene
Elektronikfirmen für Taschenrechner
Chips zu entwerfen, 1972 erfolgte mit dem
Mikroprozessor 4004 der Firma Intel der Bau
des ersten Mikro-Computers.
Ob in Taschenrechnern, Computern oder Uhren
, das war egal, Mikrochips regelten fortan
Steuervorgänge wie auch komplizierte Produktionsvorgänge
und Arbeitsabläufe. Amerikanische
Elektronikkonzerne überrannten den Weltuhrenmarkt
mit digitalen Zeitanzeigern. Sie
bestritten über 90 Prozent des Weltuhrenhandels
an Digitaluhren. Selbst die Japaner konnten
bei der Digitaluhr nicht mehr mithalten. Sie hielten
die Amerikaner für „digital crazy"25. Als
Nebeneffekt von „digital crazy" zeichnete sich
ein Preisverfall auf dem Chipmarkt ab. Die Funktionseinheit
auf einem Chip, die 1978 einem
zwei D-Mark teuren Transistor entsprach, kostete
nur 0,2 Pfennige. Der Preisverfall setzte sich
bei den Uhren fort. Kosteten Digitaluhren 1974
noch runde 600 D-Mark, so waren sie fünf Jahre
später ab 50 D-Mark erhältlich.
Den Digitaluhren haftete schließlich ein Billigimage
an. Das große Geld war mit ihnen nicht
mehr zu verdienen. Texas Instruments stellte
deshalb Anfang der 1980er-Jahre die Produktion
von Uhren ein und entließ 2800 Uhrenarbeiter
.

Die Schweizer Uhrenindustrie
„Die technische Revolution ihrer Branche
schienen sie zu verschlafen. Jetzt sind sie aufgewacht
. Die Schweizer Uhrmacher, die im
letzten Jahr weder technisch noch wirtschaftlich
mithielten, wollen wieder an die Höhe der
Zeitmessung", berichtete der Spiegel 1976.26
Die Schweizer Uhrenfirma Omega brachte
zwar schon 1970 eine Quarz-Armbanduhr auf
den Markt, allein die Schweizer Uhrenindustrie
setzte weiterhin auf den guten Ruf ihrer
mechanischen Werke, war aber nicht schnell
genug auf den Trend zur Quarzuhr umgeschwenkt
.

Der Einbruch erfolgte 1974/1975. Aber immer
noch stammte von den 225 Millionen Kleinuhren
der Weltproduktion jede dritte Uhr aus der
Schweiz, jedoch die Schweiz exportierte 1975
gut 22 Prozent weniger als im Vorjahr. Ursächlich
für den Rückgang war neben der hohen
Währungsparität des Schweizer Franken die
weltweite Überschwemmung des Marktes mit
Digitaluhren.

Um der Gefahr zu begegnen, gruppierten sich
die Schweizer Uhrenfabrikanten um bereits
bestehende Holding-Gesellschaften wie die
Asug mit Flaggschiff Certina, Eterna, dem Rohwerkhersteller
Ebauches S.A. und die SSIH mit
Omega Tissot. Weitere Zusammenschlüsse
erfolgten, die im Laufe der Zeit etwa 65 Prozent
der gesamtschweizerischen Uhrenproduktion
erfassten.

Mit Zusammenschlüssen allein war die Gefahr
jedoch noch nicht gebannt. Gleich Junghans
befand sich die Schweizer Uhrenindustrie im
Jahr 1982 wiederum in der Krise. Ursächlich
waren hausgemachte Probleme: völlig veraltete
Marketing-, Produktions- und Fertigungsstrategien
.

Der von den Gläubigerbanken zu Hilfe gerufene
Unternehmensberater Niclas Hayek fusionierte
mit eiserner Hand Asug und SSIH zur
Schweizerischen Gesellschaft für Mikroelektronik
und Uhrenindustrie (SMH) zusammen.
Hayek forcierte die Quarztechnologie. 1986
waren 80 Prozent der SMH-Uhren Quarzuhren
. Zu Hilfe kam ihm die vom Asug-Unterneh-
men Eta bereits erfolgreich entwickelte Billiguhr
Swatch, die sich in der Folgezeit als Renner
erwies. Bereits 1985 wurden mehr als zehn
Millionen der modisch farbigen Plastikuhren

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