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Dieter Kohlmann:
„DER GLAUBE SOLL UNS NEUE
HOFFNUNG GEBEN" -
DIE GEDICHTE VON MAX WALLER
AUS DEM ERSTEN WELTKRIEG
Dieter Kohlmann,
Schramberg Durch Zufall bekam der Autor vor etwa einem Jahr einen Band der
„Schramberger Zeitung" aus dem Ersten Weltkrieg. Mit zunehmendem
Interesse vertiefte er sich in die Berichte dieser Zeit und wurde unter anderem auf zahlreiche
Berichte von Kriegsteilnehmern aufmerksam, die ihre Gedanken oft in Gedichten zu Papier
brachten.
Auf der Suche nach solchen Gedichten sah der Autor im Stadtarchiv alle im Ersten Weltkrieg in
Schramberg erschienenen Zeitungen durch. Als häufigster Autor dieser Gedichte fiel ihm im
„Schwarzwälder Tagblatt" ein Carl Linder auf, der bereits vor dem Ersten Weltkrieg viele
Gedichte veröffentlicht hatte. Der Name war ganz offensichtlich ein Pseudonym. Mit weiterem
Forscherglück konnte der Autor erfahren, dass sich hinter Carl Linder der gebürtige Schramberger
Max Waller (1878-1966) verbarg, der unter den Schramberger Dichtern seiner Zeit eine
herausragende Persönlichkeit war. Er lebte zwar nicht mehr in Schramberg, blieb aber in großer
Heimattreue auch von seinen späteren Wohnorten aus mit seiner alten Heimatstadt verbunden
und war von 1913 bis 1935 der wichtigste Autor von Gedichten für das „Schwarzwälder Tagblatt
. "
In den Mittelpunkt dieses Aufsatzes wurden Gedichte von Max Waller aus dem Ersten Weltkrieg
gestellt, die für seine persönlichen Kriegserfahrungen und für die öffentliche Kriegsdarstellung
sehr aufschlussreich sind. Bei der Betrachtung dieser Gedichte erhebt der Autor keinen literaturwissenschaftlichen
Anspruch. Er beschränkt sich darauf, einen beispielhaften Einblick in
eine bisher nur wenig erforschte Zeit in der Geschichte der Stadt Schramberg zu geben.
Für vielfältige Unterstützung bei der Bearbeitung dieses Themas möchte der Autor mehreren Personen
danken:Herrn Studiendirektor i.R. Erich Maierfür die entgegenkommende Gesprächs- und
Hilfsbereitschaft im Stadtarchiv Schramberg, seinem Sohn Carsten Kohlmann MA. (Sigmaringen
) für die wissenschaftliche Beratung und vor allem Herrn Generalstaatsanwalt a.D. Hellmut
Waller (Tübingen-Bebenhausen), der als Sohn von Max Waller zu einem Gespräch über Leben
und Werk seines Vaters bereit war und die in diesem Aufsatz veröffentlichten Fotografien zur Verfügung
gestellt hat.
Die ersten Gedichte von Max Waller
im „Schwarzwälder Tagblatt"
Am 23. März 1913 erschien unter dem Titel
„Osterfreude" im „Schwarzwälder Tagblatt"
(ST) ein Gedicht ohne Nennung des Autors.
Unterzeichnet war es nur mit den Buchstaben
„M.W.". Das „Schwarzwälder Tagblatt" war in
dieser Zeit die wichtigste Lokalzeitung in der
Stadt und Raumschaft Schramberg. Sie stand
in der Tradition der ältesten Schramberger
Zeitungen, des erstmals 1873 erschienenen
„Schwarzwälder Postillions" und des 1892 aus
ihm hervorgegangenen „Schramberger Anzeigers
", und wurde seit 1908 von einer
Genossenschaft herausgegeben. In der damals
noch mit großer Mehrheit katholischen und
auch sehr stark von der katholischen Kirche
geprägten Stadt Schramberg war das „Schwarzwälder
Tagblatt" die Zeitung der katholischen
Bevölkerung und die Stimme der katho-
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