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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_26/0014
Trotz dieses eindringlichen Aufrufes an die Völker
Europas beherzigte ihn Max Waller nicht
einmal selbst. Er blieb im Hass auf die Kriegsgegner
stecken und mobilisierte in mehreren
Gedichten immer wieder entsprechende Emotionen
. Über die Kriegserklärung Italiens
schrieb er: „Laßt ihn nur kommen den welschen
Schuft,/Der mit Verrat die Treue
belohnt;/auch ihn setzt mit Schlägen hart an
die Luft/unser herrliches Heer, das sieggewohnte
" (ST 30.05.1915).
Von der Front gingen seine Gedanken oft
zurück in die Heimat. Einige Gedichte richten
sich unmittelbar an die Bevölkerung in der Heimat
und sind ihnen wie das Gedicht „Den Erstkommunikanten
" auch gewidmet. Die Bedeutung
der Eucharistie versuchte er den Kindern
mit Blick auf den Gefallenentod nahezubringen:
„... und glaubt mir Kinder so mancher
Soldat/fand auch durch ihn die göttliche
Gnad/zu sterben freudig den Heldentod/gestärkt
und gekräftigt durchs Engelsbrod" (ST
11.04.1915).

Entgegen der baldigen Siegeszuversicht im Sommer
1914 erstarrte der Erste Weltkrieg an der
Westfront im Jahr 1915 zu einem Stellungskrieg
und wurde immer mehr zur Materialschlacht
mit Hunderttausenden von Toten. Durch die
unerwartet lange Dauer des Krieges verschärfte
sich zudem die Lage an der Heimatfront, in der
zur Rationierung der Lebensmittel übergegangen
werden musste. Die sorgenvoller werdende
Stimmung blieb Max Waller nicht verborgen. In
den Briefen seiner Ehefrau und seiner Familienangehörigen
hat er wie viele andere Soldaten
bestimmt oft davon erfahren.
Nach wie vor voller Siegesglauben richtete er
deshalb unter dem Titel „Maienglaube" im
Frühjahr 1915 einen Durchhalteappell an die
Heimat: „Nur nicht murren jetzt und
klagen/Und nicht weibisch tun und zagen/Maienweben
Leben schafft/Sieghaft wirkt der
Sonne Kraft./Mai wird alle Fesseln sprengen
/Die der Hoffnung Flug beengen;/Maien-
goldner Sonnenschein/Dringt in jedes Herz
hinein" (ST 02.05.1915). Zum zweiten Jahrestag
des Kriegsbeginns rief er Mitte 1916 dazu
auf: „Die Herzen hoch! Es geht um alle -/die
Zeit sei eisern, eisern wir;/nicht mutlos wanken
, fall was falle, steht fest zusammen für und
für!" (ST 02.08.1916).

Eine besondere Bedeutung hatte im katholischen
Glaubensleben des Ersten Weltkrieges
die Marienfrömmigkeit. In der Tradition seiner
Vorkriegsgedichte veröffentlichte Max Waller
auch im Ersten Weltkrieg einige Mariengedichte
. Mitten im Kriegsgeschehen verstärkten
sich die Bitten an die Gottesmutter Maria um
ihren Beistand. Im Mai 1915 schrieb Max Waller
: „Laß auch jetzt uns Deine Hilfe sehen./
Breite Deine milden Mutterhände/Über alle, die
in schwerem Kampfe liegen;/Schütz' sie in
Gefahren, stärke sie zum siegen,/Daß die Welt
den Frieden wieder fände" (ST 16.05.1915).Im
Frühjahr 1916 widmete er die ersten Blüten
der Gottesmutter Maria mit der Bitte um Schutz
und Schirm in den Kriegsdrangsalen: „Sieh,
eines Kriegers rauhe Hand/Legt sie zu Deinen
Füßen,/Als seiner Liebe Unterpfand/Als Mutter
Dich zu grüßen./Als Schutz und Schirm in Not
und Streit,/Zum Leben und zum Sterben; Laß
ich im Land der Seligkeit/Einst Deinen Himmel
erben!" (ST 02.02.1916).
Wenig später rief er die Gottesmutter als „Friedensfürstin
" an und bat sie um Frieden für die
„Maienerde", auf der „Menschenhaß und
Feuer" wüteten und auf der „aus Trümmern
blickt das Grauen" (ST 30.04.1916). Seine
Anrufungen wurden immer eindringlicher:
„Du hältst den süßen Frieden ja in Händen,/0
laß des Krieges blutig Drama enden;/du Friedenskönigin
gieb uns den Frieden/der aller
Völker Sehnsucht ist nienieden!" (ST 15.08.
1916).

Der übersteigerte Nationalismus und die tief
empfundene Religiosität gingen bei Max Waller
zuweilen eigenartige Verbindungen ein. An
Pfingsten 1915 säkularisierte er beispielsweise
den Heiligen Geist für die Sache des
Deutschen Reiches: „Von neuer, heil'ger Kraft
getragen,/Kämpft deutscher Wille wie ein
Held,/Ein heil'ger Geist will alles wagen,/Wie
in der Heimat, so im Feld" (ST 23.05.1915).
1916 erwartete er bei einem deutschen Sieg
sogar, dass sich die Niederkunft des Heiligen
Geistes wiederholen werde, wie sie im Neuen
Testament beschrieben wird: „Ein Pfingsten
wird dann glühen,/dem ersten Pfingstfest
gleich,/und herrlich wird erblühen/ein tausendjährig
Reich" (ST 11.06.1916).
In jahrhundertealter christlicher Tradition verstand
er den Krieg als Strafe Gottes, hatte aber

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