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dennoch keinen Zweifel am deutschen Anspruch
, allein zum Sieg berechtigt zu sein:
„Halte mit deinem Zorne doch ein/laß es der
Prüfung genug nun sein;/gieb deinem Reiche
endlichen Sieg,/heil alle Wunden und ende den
Krieg!" (ST 03.06.1915).Trotz der von ihm vertretenen
Kriegspropaganda zeigen seine Gedichte
einen immer stärker werdenden
Wunsch nach Frieden, je länger der Krieg dauerte
und je mehr Opfer er forderte. Zu Weihnachten
1915 hatte er den Wunsch: „Bring den
Segen Deiner Weihe,/Bringe Deines Zaubers
Glück;/Göttlich Kind uns Heil verleihe,/Gib
den Frieden uns zurück" (ST 25.12.1915). Zu
Fronleichnam 1916 schrieb er: „Ja wandle
wieder durch die Lande/Du Fürst des Friedens
segnend mit,/und knüpfe neu die Bruder-
bande,/Die Haß und Neid so jäh zerschnitt" (ST
22.06.1916).
Die Zahl der Gedichte, die Max Waller während
des Ersten Weltkrieges veröffentlichte, war
stark rückläufig. Erschienen 1916 noch
15 Gedichte, waren es 1917 nur noch fünf und
1918 sogar nur eines. Der Rückgang dürfte verschiedene
Ursachen gehabt haben. Zum einen
fand Max Waller durch seinen Einsatz bei der
Feldpost vielleicht nicht mehr so viel Zeit für
das Gedichteschreiben, zum anderen mussten
die Zeitungen wegen Materialknappheit immer
mehr eingeschränkt werden.
Mit der größer werdenden Zahl von Kriegsgefallenen
nahm das Gedenken an ihren Kriegstod
eine größer werdende Bedeutung in den
Gedichten von Max Waller ein. Über den Verlust
zahlloser Kameraden tröstete er sich und
seine Leser mit dem christlichen Auferstehungsglauben
: „Durch Nacht zum Licht, durch
Kampf zu Sieg und Leben,/der Glaube soll uns
neue Hoffnung geben./was wir hinabgesenkt
wird nie vergehen,/Durch Not und Tod und
Grab zum Auferstehen!" (ST 29.10.1916).
Bis weit in das Jahr 1918 hinein war an der
Front und in der Heimat trotz aller Entbehrungen
eine weit verbreitete Siegeszuversicht
vorhanden. Seine Gedanken zum Jahreswechsel
1916/17 zeigen das beispielhaft: „Jahreswende
, Zeitenwende,/wird es endlich hier auf
Erden/wieder einmal Frieden werden/
nimmt der Krieg nicht bald ein Ende? ... Was
auch sei. Bereit zum Frieden/hat die Welt uns
nun gesehen;/wenn gleich die im Dunkel stehen
/sich für Lug' und Haß entschieden./Gut
so seis! Wir stehn im Lichte./Deutsche Faust,
nun sause nieder!/Deutscher Zorn, nun
flamme wieder!/Mach der Feinde Plan zu
nichte!/Wollen sie nicht Frieden geben,/sol-
len sie die Hiebe spüren;/wenn sie Haß und
Rache schüren,/gut, sie sollen was erle-
ben./Deutsches Volk! Die Jahreswende/soll
ein Wendepunkt bedeuten./Hört der Sturmesglocken
Läuten!/Auf zum Sieg, zum Kampfesende
!" (ST 31.12.1916).
1917 meldete sich Max Waller nur noch zum
Kaiser- und Königsgeburtstag, zu Ostern, zum
Weißen Sonntag und zu Weihnachten im
„Schwarzwälder Tagblatt" zu Wort. Sein Gedicht
zu Ostern 1917 zeigt in besonderer Deutlichkeit
, dass es zwischen seinem religiösen
und säkularen Denken keinen Unterschied
mehr gab: „Das soll ein Ostern werden/Wie nie
die Welt es sah,/war doch noch nie auf
Erden/solch wehes Golgatha./ Mit siegverklärten
Wunden/wird Deutschland dann er-
steh'n./zum herrlichsten Gesunden/kraftvoll
und jugendschön./Und mit Erlöserhänden/
wird es der blut'gen Welt/den Frieden wieder
spenden/der alles Leid erhellt;/Dann muß an
deutschem Wesen/der Feinde Haß ver-
gehn,/die ganze Welt genesen/und blühn ein
neu Verstehn!" (ST 08.04.1917).
Das letzte Mal hörten die Leser des „Schwarzwälder
Tagblattes" im Ersten Weltkrieg zu
Weihnachten 1917 von Max Waller. Zum ersten
Mal war ein Kriegsgedicht von ihm frei von
dem ihm sonst eigenen Nationalismus. Von der
ersten bis zur letzten Zeile spricht Friedenssehnsucht
aus diesem Gedicht. Vielleicht
waren auch Max Waller mittlerweile Zweifel an
vielen seiner bisherigen Meinungen gekommen
. Er schrieb: „Taucht aus dem Meere von
Tränen/und Blut kein Ölzweig auf? -/Hemmt
all unser Friedenssehnen/nicht dieser Sintflut
Lauf? -/...Laß es wachsen und Wurzeln fassen,/
zum Friedensbaum erblühn;/laß in dieses Men-
schenhassen/die Weihnachtssonne glühn" (ST
25.12.1917). Mancher Leser mag sich danach
gefragt haben, ob auch Carl Linder ein Opfer
des Völkerkrieges wurde, da nichts mehr von
ihm zu hören war. Über einen Tod seines wichtigsten
Autors von Gedichten hätte das
„Schwarzwälder Tagblatt" aber sicher seine
Leser informiert.
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