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hohem Idealismus und tiefem Empfinden, das
zu verwandten Seelen spricht. Seine Heimatlieder
atmen warme Heimatliebe und Freude an
Natur und Gotteswelt. Neben einer edlen
schwungvollen Sprache zeichnet sich die Lyrik
Carl Linders aus durch herzinnigen Wohlklang
neben strenger Versform, die allerdings der
heutigen Moderne keine Zugeständnisse
macht. Zarte Seelenstimmung zeigen
besonders seine religiösen Gedichte, wohl die
ansprechendsten Kinder seiner Muse. Insbesondere
spricht aus den Festgedichten kindliche
Frömmigkeit und die edle Freude Gottes
Lob zu singen. So ist Carl Linder ein Gottbegnadeter
, wenn er auch seine Leyer nicht an
den lärmenden und breiten Straßen des Alltags
schlägt, sondern in stiller Bescheidenheit, auf
einsamen Wegen fernab dem lauten Markt der
Welt" (ST 29.04.1928).
Der Autor legte damals diese Zeilen als
„schlichten Waldstrauß" auf den Geburtstagstisch
von Max Waller. Möge dieser Bericht über
einen vergessenen Schramberger Dichter ebenfalls
ein „schlichter Waldstrauß" für Max Waller
sein, um ihn in seiner Heimatstadt Schramberg
wieder in Erinnerung zu rufen.
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r|>
Von der Zeit, in der die Kriegsgedichte von Max
Waller entstanden sind, trennt uns mittlerweile
fast ein Jahrhundert. Es lebt fast niemand mehr,
der über diese Zeit aus eigenem Erleben
bewusst erzählen kann. Der Erste Weltkrieg ist
im wahrsten Sinn des Wortes Vergangenheit.
Auf dem Ehrenmal für die Gefallenen des
Ersten Weltkriegs auf dem Schramberger Friedhof
sind die Namen der Gefallenen mittlerweile
bis zur Unlesbarkeit verwittert. Der
beklagenswerte Zustand dieses Ehrenmals
macht den Betrachter sehr nachdenklich.
Nichts zeigt eindrücklicher, dass der Erste Weltkrieg
und seine Kriegsteilnehmer im Bewusst-
sein der Öffentlichkeit mittlerweile keine
Bedeutung mehr haben. Die Namen, die hier
stehen und kaum mehr zu lesen sind, sind für
viele schon bereits die Urgroßväter, die die
meisten wohl nicht einmal mehr nach dem
Namen kennen werden. Was für ein Gedicht
würde Max Waller im Anblick dieses Ehrenmals
wohl schreiben?
Max Waller im Alter von etwa 50 Jahren,
als er mit seiner Familie in Tübingen lebte.
Bildquelle:Privatbesitz Hellmut Waller
Betroffen wäre er allerdings nicht nur über die
nicht mehr in Ehren gehaltene Erinnerung an
die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Noch
trauriger wäre er zweifellos, wenn er feststellen
müsste, dass die heutige Lokalzeitung nicht einmal
ein einziges Gedicht mehr von ihm annehmen
würde. Durch die Entscheidung, in der
Lokalzeitung keine Gedichte mehr zu veröffentlichen
, ist auch diese große Tradition in
Schramberg zu Ende gegangen. Ihre letzte Heimat
haben diese Gedichte in dieser „Zeitschrift
" gefunden.
Über den Autor:
Dieter Kohlmann, Jahrgang 1942, gebürtiger
Schramberger aus dem Gasthaus Hammer-
häusle im Höfle, von Beruf (bis 2005) Kundendienstmonteur
(Gas, Wasser, Heizung), seit seiner
Jugend Interesse an Heimatgeschichte und
zusammen mit seinem Sohn Carsten Kohlmann
Sammler alter Postkarten aus der Stadt
und Raumschaft Schramberg.
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