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den Monatsbeitrag auf 15 Pfennige anzuheben.
In der Satzung wird von Pius Hug der entsprechende
Paragraph so geändert, dass er unter
die ursprüngliche „10" eine „15" schreibt.
Damit ist der § 2 der „ Frei-Amtsordnungin
welchem das Waldfest als fester Bestandteil verankert
ist, gravierend geändert. Was bleibt, ist
der Familienabend, der von 1908 bis 1913
„Weihnachtsfeier" heißt und zunächst am
Christtag (25.12.), später am 1. Januar und
schließlich sogar erst im Februar stattfindet.
Seit 1911 gibt es die noch heute übliche
Gabenverlosung, wobei 400 Lose zu 10 Pfennigen
verkauft, und 60 Gewinne im Gesamtwert
von 20 Mark ausgeschüttet werden. Die heute
übliche Bezeichnung „Schinkenessen" gibt es
damals noch nicht, wohl aber wird bei den
Festlichkeiten Schinken gegessen, und aufgrund
der Fleischpreiserhöhung wird den
250 Gramm Schinken pro Bürger (das Pfund
Schinken kostet 1910 1,40 Mark) „etwas Schinkenwurst
beigegeben". Gekauft wird „am hiesigen
Platze", nur einmal gibt es ein günstigeres
Angebot aus Schramberg, das wahrgenommen
wird. Zum Essen gibt es fünf Glas Bier (später
als Sparmaßnahme auf drei Glas reduziert),
sodass schließlich pro Bürger (und das sind nur
die Männer) fast der gesamte Jahresbeitrag von
1,20 Mark, später 1,80 Mark ausgegeben wird.
Es wird auch durch Gemeinderatsbeschluss
genau festgelegt, dass nur wer zu der Festlichkeit
erscheint,„sein Guthaben erhält... ausgenommen
nur diejenigen, welche zur Zeit an
das Krankenbett gefesselt sind." Bürger, die
„eine solche Wirtschaft" aus persönlichen Gründen
meiden, „gehen ihrer Sache verlustig."
1914
Die Sitzungen und Versammlungen der Bürgervereinigung
finden fast alle im „Rathaus", also
im „Badischen Hof" statt, einige wenige Veranstaltungen
sind im „Waldhorn". Und natürlich
wird nur an Sonntagen oder Feiertagen beraten
oder gefeiert.
So ist auch die letzte Generalversammlung vor
dem Ersten Weltkrieg am Donnerstag, den 1.
Januar 1914 im „Badischen Hof" aber der für
1914 vorgesehene Familienabend soll im
„Waldhorn" stattfinden. Die Protokolle schweigen
in den nächsten vier Jahren. Vielleicht mit
einer Vorahnung der bevorstehenden Katastrophe
des 1. Weltkriegs verabschiedet Bürgermeister
Moosmann die Besucher der letzten
Versammlung mit „ warmen Worten, das(s) dieselben
auch im kommenden Jahr wieder treu
zusammen halten möchten."
Heinrich Hirt, der zweite Bürgermeister der Bürgervereinigung
Wiederbeginn nach dem Ersten Weltkrieg
„Auf Veranlaßung des Gemeindepflegers (Johannes
) Pfundstein wurde eine Versammlung
der Bewohner der früheren Frei-Amtsgemeinde
einberufen betr. Verwendung des noch in der
Kaße befindlichen Betrags von M 43,68. Vierzig
drei Mark 68 Pf." Da die Vereinstätigkeit während
der Kriegsjahre ruhte, wäre gemäß § 16
der Satzung, die Auflösung des Freiamts und
die Verteilung des „Restvermögens" möglich.
Aber die etwa 50 Bürger, die am Sonntag, dem
6. Juli 1919 im Gasthaus, das jetzt nicht mehr
„Badischer Hof", sondern - wie heute auch
noch - „Deutscher Hof" heißt, zusammenkommen
, wollen weitermachen. Fast einstimmig
entscheiden sie sich für die Weiterführung der
Bürgervereinigung.
Es beginnt die zweite Phase der Freiamtsgeschichte
mit einigen von der alten Garde, aber
auch sehr vielen neuen Kräften. Pius Hug, der
das Freiamt gründete und in den ersten 10 Jahren
organisatorisch betreute, ist 1918 gestorben
, Josef Moosmann, der Bürgermeister der
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