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Heinrich Frommer:
ALS JOHANN GERHARD RAMSLER
PFARRER IN TENNENBRONN WAR
In seinem Aufsatz „Das Kondominat Tennenbronn im Dreißigjährigen
Krieg und nach dem Westfälischen Frieden" hatte sich Carsten
Heinrich Frommer, Kohlmann in der DKräz 19 (1999) auf den Seiten 25 - 43 mit den
Pfr. i.R., Denkendorf konfessionellen Grenz- und Konflikträumen im 17 Jahrhundert am
Beispiel unseres neuen Stadtteils Tennenbronn beschäftigt. Mit der
Einsetzung des evangelischen Pfarrers fohann Georg Ramsler (1635-1703) fand der nach
dem Restitutionsedikt von 1629 entstandene Konflikt zwischen dem vorderösterreichischen
Teil der Herrschaft Schramberg mit katholischer Konfession und einem württembergischen
Teil des Amtes Homberg sowie einem weiteren württembergischen Teil des Klosteramtes Sankt
Georgen mit jeweils evangelischer Konfession im Jahre 1660 eine endgültige Regelung. Die
lebenserinnerungen des Pfarrers Johann Georg Ramsler stellen als das früheste Selbstzeugnis
eines Menschen aus der Stadt und Raumschaft Schramberg in Form einer Autobiographie eine
ganz außergewöhnliche Quelle dar, die der Autor im Rahmen seiner Arbeiten über Absolventen
der Klosterschule Blaubeuren ausgewertet hat. In Ergänzung zu dem von Carsten Kohlmann
Erarbeiteten bringt er eine Reihe weiterer Details vor allem aus dem persönlichen
Bereich des Pfarrers Johann Georg Ramsler, die wiederum interessante Aspekte der Person des
Geistlichen und des spannungsvollen lebens in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im
jüngsten Stadtteil Schrambergs aufzeigen.
Vier Jahre lang, von 1660 bis 1664, war Johann
Gerhard Ramsler Pfarrer in Tennenbronn. Es
war seine erste Pfarrstelle. Viele Jahre später,
zwei Jahre vor seinem Tod, schrieb er seine
Lebenserinnerungen auf unter dem bekümmerten
Titel: „Lebens- und Leidensweg des
Magister Johann Gerhard Ramsler." Das Manuskript
ist im Familienbesitz und war nicht veröffentlicht
. Erst 1993 wurde es von Uwe Jens
Wandel in der Reihe „Lebendige Vergangenheit
" des Württembergischen Geschichts- und
Altertumsvereins herausgegeben.1 Ramsler
berichtet in 25 Kapiteln über die Stationen
seines Lebensweges. Eigentümlich ist, dass er
jedem Kapitel ein kurzes Gedicht mit den
wichtigsten Ereignissen voranstellt. Die drei
Gedichte zu Tennenbronn sollen hier wörtlich
angeführt werden.
Ramslers Jugendjahre
Ramslers Kindheit war bestimmt durch die
unruhigen Jahre des Dreißigjährigen Kriegs.
Sein Vater, Pfarrer im Württembergischen, mus-
ste nach der Schlacht von Nördlingen (1634)
das Land verlassen und fand Unterkunft in Wertheim
am Main. Hier heiratete er und bekam
drei Kinder. Das älteste war unser Johann Gerhard
, der 1635 geboren wurde. Schon 1640
starben der Vater und die beiden anderen Kinder
. Die junge Witwe blieb mit ihrem verbliebenen
Sohn in großer Bedürftigkeit zurück.
Nach Kriegsende kam ein württembergischer
Beamter, der mit den Ramslers verwandt war,
nach Wertheim und entdeckte hier die notleidende
Frau mit dem Sohn. Da man in Württemberg
wieder geeignete Schüler für die verwaisten
Kloster schulen suchte, vermittelte er
nicht nur die Rückkehr in die Heimat, sondern
sogar auch noch ein kleines Erbe. So begann für
Johann Gerhard Ramsler eine geistliche Laufbahn
, wie sie für württembergische Pfarrer
üblich war. Der Siebzehnjährige kam in die
Klosterschule, zuerst nach Blaubeuren und
Bebenhausen, dann zum Studium ins Tübinger
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