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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_26/0051
Stift. Mit 23 Jahren legte er das Examen als
„Magister" ab und wurde für kurze Zeit Vikar in
Herrenalb, wo er die Tochter seines Dekans in
Wildbad kennen und lieben lernte. Hier
erreichte ihn die Berufung zum Pfarrer in Tennenbronn
.

Die Zustände in Tennenbronn
waren verwickelt

Tennenbronn war keine große Ortschaft. Trotzdem
unterstand es drei verschiedenen Herrschaften
. Ein Teil mit Kirche gehörte zum Kloster
St. Georgen, ein Teil zum Amt Hornberg und
schließlich ein dritter Teil zur Herrschaft
Schramberg, die damals als Lehensherr der
Obrist Freiherr Johann Friedrich von Bissingen
innehatte. (Er hatte die Herrschaft Schramberg
1648 als Anerkennung für seinen kaiserlichen
Militärdienst im Dreißigjährigen Krieg erwerben
können.) St. Georgen und Hornberg wurden
mit Württemberg evangelisch, Schramberg
blieb katholisch. So war das Dorf konfessionell
gespalten. Der Ortspfarrer und die Gottesdienste
in der Kirche waren evangelisch, die Katholiken
besuchten den Gottesdienst in Lauterbach
. Diese Regelung war achtzig Jahre in
Kraft, als sie durch die Ereignisse des Dreißigjährigen
Krieges (1618-1648) durcheinandergebracht
wurde. Nach dem Sieg der katholischen
Seite wurden durch das Restitutionsedikt
von 1629 die Untertanen des rekatholisierten
Klosteramtes Sankt Georgen katholisch, die
württembergischen Untertanen des Amtes
Hornberg blieben evangelisch und wurden
durch den Pfarrer aus Buchenberg beziehungsweise
später aus Hornberg seelsorgerlich
betreut. Durch den Friedensschluss von 1648
(Westfälischer Friede) sollte alles wiederhergestellt
werden, wie es vor dem Krieg war. Freiherr
von Bissingen suchte das zu verhindern.
Er konnte zwar nichts dagegen tun, dass wieder
ein evangelischer Pfarrer aufzog, aber er
setzte durch, dass jetzt in der Kirche beide Konfessionen
ihren Gottesdienst hatten. Er ließ es
zu, dass die evangelischen Gottesdienste vielfältig
gestört wurden. Und vor allem setzte er
durch, dass im Pfarrhaus der katholische Mesner
mit seiner Frau wohnen durfte, der dem
evangelischen Pfarrer das Leben schwer
machen sollte. Das ist ihm auch so gut gelungen
, dass nacheinander zwei Pfarrer von Tennenbronn
wieder weggingen mit der Begründung
, dass sie hier weder arbeiten noch leben
könnten. Nach über zehn Jahren dieser unerquicklichen
Verhältnisse schaltete sich die
württembergische Regierung ein und drang
beim Kaiser auf die Erfüllung des Westfälischen
Friedens (1648), also die Wiederherstellung
des alten Zustandes. Freiherr Johann Friedrich
von Bissingen musste nachgeben, die Kirche
wurde evangelisch, die Katholischen wieder
nach Lauterbach gewiesen und der Mesner
ging mit seiner Frau nach Villingen. Er wurde
dort aber nicht gut empfangen. Man beschuldigte
die beiden der Zauberei und der Hexerei.
Sie wurden verurteilt und hingerichtet. In Tennenbronn
hat das bei den Evangelischen
Genugtuung ausgelöst, seltsamerweise aber
bei den Katholischen eine umso entschiedenere
Ablehnung des neuen evangelischen Pfarrers
, der jetzt nach Tennenbronn kommen
sollte. Die beiden Teile der Gemeinde, das
evangelische und das katholische Tennenbronn
, wurden erst 1922 zusammengeschlossen
.

Der Anfang war schwer

In dieser unguten Stimmung sollte der 25-jährige
junge Pfarrer Johann Gerhard Ramsler eine
erste Pfarrstelle antreten. Die Ernennung
wurde in Stuttgart auf Lichtmess, den 2.
Februar 1660, festgesetzt. Er selber stellte sich
in Tennenbronn am Sonnabend, 28. Januar, vor
und hielt am folgenden Tag seine Probepredigt.
Er brachte dann seine Ernennungsurkunde
zum zuständigen Dekan nach Balingen und
bereitete den Umzug vor. Am 7. März 1660 zog
er im Tennenbronner Pfarrhaus ein. Da er noch
ledig war, kam seine Mutter mit. Doch hören
wir ihn selbst in dem Gedicht, das er über
40 Jahre später zu seinem Anfang in Tennenbronn
schrieb:

Es sind ja unßre gute Tag

Allhier gar bald gezehlet,

Das beste, das uns werden mag,

Ist, was das Creutz erwehlet.

Der Diener Gottes Fried und Freud

Wird gar zu bald vermenget

Mit Ohnrueh, Sorg und Traurigkeit,

Ihr Ambt wird angestrenget

In Noth und Leyden liberal,

Damit sie aehnlich werden

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