Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_26/0059
"T ■ ■■■■■■ S wi-:^

Gespräch zu kommen
. Aber wie sah
es in der Höhle aus?
Das ganze Mobiliar
bestand aus einem
Bett, d.h. einer Steinunterlage
auf der
ein Büschel Farnkraut
lag. Auf die
Frage wovon er
lebe, gab er zur Antwort
, daß er nicht
viel zum Leben
brauche, nur Brot,
Milch, Obst und
etwas Zeichenpapier
. Er lebte streng
abstinent und vegetarisch
. Seine einzige
Verehrung galt
altgermanischen
Göttern. Wo er hinkam, verdiente er sein Brot durch Zeichnen
von Bauernkindern, Bauernhöfen und Landschaften.
In Schiltach befinden sich noch einige Zeichnungen von
ihm in Privatbesitz.

Was selten vorkam, zu dem Mann aus Schiltach hatte er
Vertrauen und nachdem er über die ganze Menschheit
genug geschimpft hatte, kam er doch ins Erzählen. Dabei
erfuhr man, daß er aus einer ordentlichen und vermögenden
Familie stamme. Er genoß eine gute Schulbildung und
wollte danach Maler werden, doch sein strenger Vater
zwang ihn zum Medizin-Studium, dessen Ziel er jedoch
nicht erreichte. Später heiratete er, hatte Kinder und
Freunde, doch niemand hatte viel Geduld und Verständnis
für sein eigenartiges Wesen. Mit Enttäuschung und Zwietracht
schied er von allen, und es warf ihn in unendlicher
Erbitterung wie einen Sturmgepeitschten in der Welt
umher. Von Land zu Land trieb es ihn, und die Verachtung
die er gegen alle Menschen hegte, machte ihn immer ein-

Der Einsiedler - Aufnahme,
die dem abgedruckten Aufsatz
von Fritz Laib angefügt ist

samer. So kam er in die Nähe des Bodensees, wo er einige
Zeit in einer Höhle hauste. Als man ihn von dort verjagte,
durchquerte er den Schwarzwald und quartierte sich in
der Moosmannshöhle bei Lauterbach ein. Aber auch dort
duldete man ihn nicht lange, und so kam er in die Lehen-
gerichter Berge zum „Hohlen Stein".
Das Gespräch war zu Ende, es wurde Abend und der Mann
aus Schiltach verabschiedete sich mit dem Vorsatz, ihn
wieder zu besuchen. Doch nach kurzer Zeit zog der unruhige
Geist auch hier aus und man hörte nie mehr von ihm.
Vielleicht hat man ihn Jahre danach zusammen mit ähnlichen
Leidensgenossen für immer „versorgt"....
Seitdem hat mancher Familienausflug als Ziel den „Hohlen
Stein" und dort erzählt man den Kindern und Enkeln von
dem Höhlenmenschen, der hier einmal tatsächlich gehaust
hat.

Anmerkungen

1 Vgl. Gisela Lixfeld, Der Schramberger Maler „Hartschierle"
und seine Zeit - Papierfiguren als romantisches Gegenbild
zum Alltag, D'Kräz, Nr 7,1987, S. 33 ff

2 Der hier abgedruckte Text entspricht dem unverändert
belassenen Brief. Nur Rechtschreibung und Zeichensetzung
wurden zur leichteren Lesbarkeit soweit erforderlich der geltenden
Rechtschreibung angepasst.

3 Ob der Besuch in der Moosmannshöhle oder schon in der
Höhle am „Hohlen Stein", wohin der Einsiedler wohl umgezogen
ist, stattgefunden hat, kann nicht mit letzter Sicherheit
gesagt werden. Die Zeitangaben sprechen eher für die Moosmannhöhle
, die spärlichen Ortsangaben könnten auch auf
die Höhle am „Hohlen Stein" bezogen werden.

4 Außer der Tatsache, dass die Höhle am „Hohlen Stein" deutlich
mehr Platz bietet, könnte ein Grund für den Umzug auch
in der etwas widersprüchlichen Bemerkung des „Schramberger
Tagblattes" gesehen werden: „Auch passen ihm die
Buben auf, wenn er fort gehe und durchstöbern dann seine
Habseligkeiten."

Helmut Schneider (Schiltach) konnte ergänzend in Erfahrung
bringen, dem „Mann im Hohlen Stein" seien „von der Familie

Moosmannshöhle (Aufnahme Josef Bulach, 2006)

Höhle am Hohlen Stein (Aufnahme Josef Bulach,
2006)

57


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_26/0059