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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_26/0064
Ernst Huber:

EIN AUTOKAUF ANNO 1919

Ernst Hub er,
Schramberg

Natürlich lebt heute keiner mehr, der Genaues darüber berichten
könnte. So muss man notgedrungen etwas die Phantasie walten lassen
. Zunächst sollte man wohl annehmen, dass es damals auch
nicht so viel anders war als heute. Naja, vielleicht mit ein paar Einschränkungen
. So war wohl das Ambiente des verkaufenden Autohauses
gegenüber dem heute Selbstverständlichen etwas einfacher
gehalten und auch die Prospekte dürften noch nicht so schön
farbenfroh und hochglänzend ausgesehen haben. Auch der Autoverkäufer
wird wohl noch nicht so gestylt und nach den Grundsätzen modernster Verkaufspsychologie
geschult aufgetreten sein, wie man es in unseren Tagen hinzunehmen hat. Aber die
Beweggründe für einen Kauf waren damals sicherlich dieselben. Man erwirbt ja bekanntlich
ein Auto, um damitfahren zu können. Wenn man die passende Finanzierungsmethode gefunden
hat, muss man sich dann nur noch für das den persönlichen Vorstellungen am ehesten
gerecht werdende Fabrikat oder Modell entscheiden.

Dass jemand gar kein Auto will und sich dennoch eines anschafft, so etwas ist schlicht und einfach
undenkbar. Das wäre ja geradezu hirnrissig. Doch aus einem Vorgang wie ihn FranzHet-
tich (1879-1951) aus dem Nachkriegsjahre 1919 in der von ihm verfassten Firmenchronik1
festgehalten hat, ergibt sich ein ganz anderes Bild. Wenn man noch ein paar mündliche Überlieferungen
hinzunimmt, entsteht daraus ein hochinteressantes Stück Zeitgeschichte.

Langfristige Anleihen zur Deckung
der Kriegskosten

Kaiser Wilhelm II. hatte am 1. August 1914
anlässlich der Kriegserklärung an Russland
vom Balkon des Berliner Schlosses seinen
Untertanen zugerufen: „Ich kenne keine Parteien
mehr, ich kenne nur noch Deutsche."
Damit begann der Erste Weltkrieg. Um ihn zu
finanzieren, wurden „Langfristige Anleihen zur
Deckung der Kriegskosten" aufgelegt. Das

ganze deutsche Volk, angefangen von der obersten
Gesellschaft bis hinunter zum einfachen
Arbeiter, sollte sich daran beteiligen. Dasselbe
nationale Verhalten wurde natürlich auch von
der Wirtschaft erwartet. Neben der riesigen
Firma Krupp in Essen sollte auch der einfache
Handwerksmeister vom flachen Land eine oder
besser mehrere der insgesamt neun aufgelegten
Kriegsanleihen zeichnen. Die vielen Aufrufe
, manche wirkten fast wie Nötigungen,

Darlehenskassenschein der Reichsschuldenverwaltung über 50 Mark vom 5.8.1914,
Vorderseite und Rückseite

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