http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_27/0006
Niklas Konzen:
HANS VON RECHBERG - VON DER
ZERSTÖRUNG DER BURG RAMSTEIN
ZUR ENTSTEHUNG DER HERRSCHAFT
SCHRAMBERG
Niklas Konzen,
Schramberg-Tennenbronn/Tübingen
Über Hans von Rechberg, den berühmt-berüchtigten Söldnerführer, den Erbauer der Feste
Hohenschramberg, ist in der „D'Kräz" schon mehrfach berichtet worden. Nun hat sich der
junge Schramberger Historiker Niklas Konzen auf wissenschaftlicher Ebene mit dem Gründer
der Herrschaft Schramberg beschäftigt Im Rahmen seiner Magisterarbeit zur Fehdeführung im
Zusammenhang mit der südwestdeutschen Territorienbildung, die er zurzeit zu einer Dissertation
ausbaut, hat ersieh intensiv auch mit Hans von Rechberg auseinandergesetzt Wir freuen
uns, in der „D'Kräz ' die hier abgedruckte Zusammenfassung - soweit sie die Aktivitäten des
Hans von Rechberg betrifft - als eine wissenschaftlich qualifizierte und mit großem Fleiß
zusammengestellte Darstellung der Entstehung der Herrschaft Schramberg veröffentlichen zu
dürfen. Sie beleuchtet nicht nur die skrupellose Machtpolitik des Rechbergers, sondern gibt
zugleich Einblick in das komplizierte und oft verwirrende Machtgeflecht zwischen unterschiedlichsten
Machtträgern im süddeutschen Raum in der zweiten Hälfte des 15 Jahrhunderts.
In Ermangelung einer machtvoll ordnenden Zentralinstanz ist es noch stark durch das sich seinem
Ende nähernden Fehdewesen bestimmt.
„Gross Rauberey" im Bernecktal
Am Afftermontag vor lacobi [18. Juli] gewan
man Ramstain mitfoürpfeilen [Feuerpfeilen].
Es verbrendt vil, die darin lagen. Es was ein
guot schlos.1 Der Memminger Chronist Erhard
Wintergerst, der mit diesen lakonischen Worten
die Zerstörung der Burg Ramstein (1452)
notierte, verband mit dem Bernecktal nicht die
Assoziation einer „freundlichen Einkaufsstadt",
sondern den düsteren, abgelegenen Rückzugsort
eines schwäbischen Niederadligen, der in
seinen Augen nicht mehr war als eine Art Gangsterboss
: Umb Pfingsten war gross Rauberey
und Bieberey [Büberei] (...) geiebtt (...) durch
die Rauber, bock genant, so Hanssen von
Rechberg zum obersten und herren haten.2
Welches Aufsehen der Fall von Ramstein in
reichsstädtischen Kreisen erregte, lässt sich
daran ablesen, dass selbst Augsburger und
Nürnberger Schreiber davon berichteten. Das
Ereignis markierte den Beginn einer vergeblichen
Gegenoffensive des Schwäbischen Städtebundes
in einer langwierigen Fehde, mit der
sich Hans von Rechberg den nötigen politischen
und wirtschaftlichen Spielraum verschaffte
, um die Herrschaft Schramberg zu
begründen.
Die Falkensteiner und Württemberg
Rechberg, dessen Familie ursprünglich ihren
Sitz bei Schwäbisch Gmünd hatte, war damals
im Bernecktal ein „Reigschmeckter", denn
Burg Ramstein hatte etwa 200 Jahre bis kurz
vor ihrer Zerstörung den Herren von Falkenstein
gehört. Dieses Geschlecht teilte zu
Beginn des 14. Jahrhunderts seinen Besitz auf.
Seitdem hatte ein Teil der Familie seinen Sitz
auf Ramstein und benannte sich nach dieser
4
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_27/0006