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ANHANG
Der unten abgedruckte Aufsatz wurde von Herrn Horst Heß für das vom Museums- und
Geschichtsverein Schramberg e. V.und von der Großen Kreisstadt Schramberg herausgegebene
Geschichtswerk „Schramberg. Adelsherrschaft - Marktflecken - Industriestadt" verfasst. Der
Beitrag wurde in redaktionell überarbeiteter Fassung zusammen mit einem Beitrag von Herrn
Lothar Späth unter dem Titel „Das Schloss auf dem Schramberg" in das Buch aufgenommen
(S. 105-107). Auf Wunsch des Autors wird der Aufsatz nochmals in unveränderter Gestalt in
der Zeitschrift „D'Kräz" abgedruckt. Für Inhalt und Form zeichnet allein der Autor verantwortlich
.
Horst Heß:
GAB ES AUF DEM SCHRAMBERG SCHON FRÜHER
EIN SCHLOSS?
Nach der Chronik der Stadt und ehemaligen
Herrschaft Schramberg, verfaßt von German
Waller, dem ersten Stadt-Schultheiß, im Jahre
1872, gab es schon im Jahr 1165 einen Ritter
Heinrich von Schramberg, der einem Turnier
in Zürich beigewohnt habe und hundert Jahre
später, im Jahr 1272, einen Wendel von Schramberg
, der den Bischof von Basel unter Graf
Rudolf von Habsburgs Truppen befehden half
und hierbei sein Leben verlor.
Leider sind beide Ritter nicht durch Urkunden
belegt. Die Zimmerner Chronik sagt zu diesem
Thema:
„Und wiewol man geschriben findt, das Hanns
von Rechberg den Schramberg uf ain ledigen
berg oder felsen gebawen, darauf vormals nichs
gebawen gewest sei, iedoch so meldet der
Besenfelder, so der zeit gelept, das vormals auch
ain schloß alda gestanden sei aber vor vil Zeiten
abgangen und domals ain alt burgstall gewest;
das hab er also befonden, wie man den felsen
abräumen lassen."
Der hier erwähnte „Besenfelder" war um 1450
Schultheiß in Horb. 1462 siegelt er als Schultheiß
Berchtold. Leider ist die von Schultheiß
Berchtold verfasste Chronik verschollen.
("D'Kräz" Heft 16, Robert Ditter)
In den Gabelkover genealogischen Kollek-
taneen (Stuttgarter Staatsarchiv) steht dazu:
„Darauf begann er (Hans von Rechberg) auf
dem Schramberg, auf dem vor Zeiten ein
Schloß gestanden hatte, eine Burg zu bauen, die
er im Sommer 1459 vollendete. Sie liegt nicht
weit von seinem Schloß Falkenstein, unweit
von Schiltach im Kinzigtal."
Was spricht noch dafür, daß es einen Vorgängerbau
an dieser Stelle gab? Das stärkste Argument
dafür ist der Berg selbst: Ein Sporn, mit
einer Höhe von 200 m über dem Schiltachtal
an seiner Ost- und Südseite und 100 m über
dem Lauterbachtal an der Westseite, zugänglich
nur von Norden her.
Darüber hinaus entspringt hier in 624 m ÜNN
Höhe, nur 20 m unter dem höchsten Punkt des
Höhenrückens eine Quelle in einer Felsspalte,
eine ausgesprochene Seltenheit!
Außerdem liegen heute noch auf der nahegelegenen
Hochstaig unzählige Sandsteinbrocken
in allen Größen und gut spaltbar offen herum.
Steinmetze greifen bei Bedarf noch immer auf
diese Steine zurück. Diese Gegend liegt über
100 m höher und nur 1,5 km vom Bauplatz entfernt
, sodaß die Steine abwärts leicht herangeschafft
werden konnten.
Auch Bauholz war und ist in unbeschränkter
Menge ringsum vorhanden, nicht nur Tannen,
sondern auch Buchen, Erlen und Eichen.
Was aber spricht gegen eine ältere Burg?
Dagegen spricht die Tatsache, daß bei der Freilegung
der Ruine auf dem Schramberg keiner-
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