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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_27/0082
lei zusätzliche Fundamente gefunden wurden,
die einer Vorgängerburg zugeordnet werden
könnten, auch keine Spolien (wieder verwendete
behauene Steine einer früheren Bauzeit).
Diese Tatsache hat aber in unserem Fall wenig
Aussagekraft. Sämtliche Mauern der gesamten
Anlage sind auf den blanken Fels gegründet
und der unterste Fußboden sämtlicher
Gebäude wird durch eben diesen Felsen gebildet
. Somit mußten Vorgängerfundamente vollständig
entfernt werden da sie neuen Bauten
im Wege standen. Im Normalfall bleiben alte
Fundamente einfach im Boden und werden oft
in mehreren Schichten überbaut.
So weit, So gut, aber wo ist dann „der alt burgstall
gewest"?

Bei meinen Arbeiten auf dem Schloßberg im
Sommer 1998 fielen mir am mittleren Wehrbau
mehrere Baufugen und Ungereimtheiten auf.
So sind die beiden Längswände aus anderem
Material und weisen eine andere Mauertechnik
auf als die übrigen Mauern des Schlosses,
anders auch als das sie verbindende Rondell.
In dieser Zeit las ich das Buch: „Kulturgeschichte
sehen lernen" von Prof. Gottfried Kie-
sow. Die folgende Feststellung Professor Kie-
sows zeigte mir den Weg zum alten Burgstall:
„Bauen war schon im Mittelalter teuer. Da es
nicht wie heute große Maschinen gab, mußte
auch der Abriß mühsam von Hand erfolgen.
Darum ließ man so viel Mauerwerk wie irgend
möglich stehen und bezog es so geschickt in
den Neubau ein, daß wir Mühe haben, dies
heute zu bemerken."

Wie Schuppen fiel es mir von den Augen. Die
beiden Längswände sind Teile des alten Schlosses
.

Nun war zu klären, ob es irgendwo auf dem
Schloß weitere Mauern mit diesen Steinen gibt.
Naheliegend war die Suche im Bereich der
Burgquelle, und tatsächlich besteht auch die
Abschlußmauer der Quellenschlucht aus diesen
relativ kleinen Steinen. Am besten sichtbar
ist der Unterschied der Mauertechnik an der
Fuge dieser Mauer gegen die Fundamentmauer
des heute noch stehenden Schalenturms, dem
Kapellenturm.

Zu weit auseinanderliegende Gewölbeauflager,
sichtbare Nachspitzarbeiten, eine durch eine
neuere Mauer außen verdeckte Schießscharte
und ein mit Backsteinen ausgelegtes Bodensegment
, sind weitere Hinweise auf ein Vorgängerschloß
.

Angenommen, die beiden Längsmauem des
späteren Wehrbaus waren Mauern eines älteren
Schlosses (in der Zeichnung schwarz dargestellt
). Wie kann dann diese Anlage ausgesehen
haben?

Die Öffnungen, auch wenn sie später teilweise
verändert wurden, zeigen, daß es 2 sich leicht
schräg gegenüberstehende Außenmauern
waren.

Die Tatsache, daß diese beiden Mauern nicht
parallel zueinander stehen spricht eindeutig
dafür, daß sie zu 2 verschiedenen, älteren
Gebäuden gehört haben.
Kein Baumeister hätte im Jahr 1498, am Beginn
der Renaissance, die Längswände eines so stattlichen
Gebäudes ohne zwingenden Grund
schräg zueinander gestellt, und ein zwingender
Grund lag nicht vor. Die Ostwand steht genau
an einem Felsabsturz von 7 m Höhe, ein zwingender
Grund die Außenmauer genau an dieser
Stelle und in dieser Flucht zu bauen. Die Westseite
hätte aber ohne Schwierigkeiten parallel
zur Ostseite gebaut werden können, denn hier
ist der größte Höhenunterschied zum nächst
niederen Geländeniveau max. 0,60 m! Eine
parallel gestellte Westseite hätte sogar für den
Bau der weiteren, westlich gelegenen Bauten
den großen Vorteil gehabt, lauter parallele
Außenwände zu ermöglichen, da der westliche
Felsabsturz von sogar 8 m Höhe parallel zum
Absturz auf der Ostseite verläuft!
Wie im Schnitt a - a dargestellt, kann man sich
zwischen diesen Gebäuden (10) und (13) einen
Hof (9) vorstellen, der gegen Norden, die freie
Angriffsseite, durch den Bergfried abgeschlossen
war. Im Anschluß an das westliche Gebäude
(13), im Bereich des heutigen Zugangs mit dem
Rundbogen, kann ein Torturm (6) gestanden
sein, der den Burgweg (1), den Außenhof (9)
und ein Außentor (5) abdecken konnte. Vom
tiefer und ausserhalb des Schlosses liegenden
Wirtschaftsgebäude (13) sind heute noch aus
dem Fels ausgespitze Auflager erkennbar. Im
östlichen Gebäude (10) könnte im Südteil im
EG die Burgküche (11) gewesen sein. An der
Südseite wäre bei einer solchen Anlage der
Burghof mit einer Mauer abgeschlossen gewesen
. Heute noch steht die Abschlussmauer
der Quellenschlucht (15). Sie hat noch eine

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