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jeden Montag und Freitag von Stuttgart nach
Hornberg hier durchging, von dort zurückgekehrt
und erzählte nun, wie die Stimmung in
Stuttgart gegen den gewaltigen Franzosenkaiser
sei. Man munkle in der Residenz schon
davon, daß Napoleon einen Krieg mit Rußlandzuführen
gedenke und die württembergischen
Truppen, mit diesen auch die Söhne
vom Ort, zu demselben ausmarschieren müssen
.

Fast alle Personen, die in der Erzählung
erwähnt werden, werden nicht mit Vor- und
Familiennamen genannt, sondern mit der
Berufsbezeichnung und dem Familiennamen,
wie es in Schramberg damals üblich war. Der
„Weber-Brucker" und der „Mühle-Antoni" können
zweifelsfrei bestimmt werden: Bernhard
Brucker (1778-1851) und Anton Neef (1780-
1860). Russland war einer der wichtigsten
Kriegsgegner des napoleonischen Frankreichs.
Der gleich am Beginn der Erzählung genannte
Russlandfeldzug von 1812 spielte wie die
Völkerschlacht bei Leipzig im kollektiven
Gedächtnis Europas eine wichtige Rolle. Da
das Königreich Württemberg einer der südwestdeutschen
Satellitenstaaten des napoleonischen
Frankreichs war, kam es in der Tat zu
der von Karoline Grüner erwähnten Entsendung
württembergischer Soldaten nach Russland
.

In der Fortsetzung des Gespräches treten weitere
Personen hinzu. Nicht genauer bestimmen
lässt sich der „Peter-Bäcker", den es aber wohl
wie die anderen Personen tatsächlich gegeben
hat. Eindeutig erkennbar sind der „Dolle-
Weber" = Josef Dold (1787-1859), der „Rent-
moaster" = Franz Schönecker (1749-1838)
und der „Unteramtma" = Karl-Ludwig Harp-
recht (1770-1854). Zunächst geht es um das
Verhältnis zwischen Napoleon I. und Friedrich
I. von Württemberg, der dem Kaiser der Franzosen
seine Rangerhebung vom Herzog zum
König und die erhebliche Vergrößerung seines
Landes zu verdanken hatte, ihm dafür aber
auch als Vasall verpflichtet war (Abb. 5).
Danach steht der damalige Unteramtmann im
Blickpunkt, der 1811 als zweiter württembergischer
Beamter in dieser Funktion nach
Schramberg kam.6

Dann sagte der Peter-Bäcker: „Do henn ihr
jetzt der Profit, daß mer württebergisch

woare sinn, wäret mier no östreichisch, no
wer älles no besser für üs, no dürftet üseri
Junge nit in Krieg. Der Oestreicher isch lang
nitso närrsch ab em Napolion wie üserKinig
Friederich.c< Darauf erwiderte der Dolle-
Weber: „Der Östreicher kennt halt den Franzosekaiser
besser, weil er sin Schwiegervater
isch, er hott em weleweg schau besser in
Karte gucke könne, als die andere Ferschte.
Aber Peter-Beck, oas mueß i dier sage, du
bisch der größt Gegner gsi gege der Oestreicher
, du hosch gmont, mer hübet der Himmel
schau uff dere Welt, wenn mier von Oestreich
und dermit von der Herrschaft hie abglöst
wearet. Gelt, es isch älles änderst kumme, als
du ällmolprophezeit hosch. Mier henn no gol-
digi Tag g'het, wo mer unter der Herrschaft
gstande sinn. Wenn mer au hie und da en Tag
hen frone müesse, aber mer henn üs um
koan Weg und Steg kümmere dürfe und nit so
viel Stüre und koan Gmoandschade zahle

Abb. 5 .Die erste Begegnung von Kaiser Napoleon
und Kurfürst Friedrich von Württemberg am 2.
Oktober 1805 in Ludwigsburg

(Stadtarchiv Stuttgart)

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