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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_28/0025
reacht Pariser, wurum hosch du mier ebbis
geah, du hosch gwüßt, daß i en arme Teufel
bin und koa Geld han!"
Die Vörenandkehreri stellte die Treppe, welche
vier Tritte hat, hin und stieg hinauf, um
der Waiblerin den Kübel abzunehmen. Sie
wollte sich überzeugen, ob die Wäsche noch
geordnet im Zuber liege und griff hinein
ohne ein Licht zur Hand zu nehmen. Auf einmal
stieß sie einen Schrei aus und rief den
andern zu, schnell ein Oellämpchen zu bringen
, daß sie in den Zuber hinein zünden können
. Sie sah nun, das sich ein dunkler Gegenstand
in der Schide befand. Als sie den selben
heraus nahm, erkannte sie, daß es ein kleines
Kind in einem Bettchen war und noch ein
größeres Paquet daneben lag. Die Wäscherinnen
nahmen nun das Kind und brachten es
der Posthalterin, die nicht wenig über die
Bescherung erschrak, sich aber alsbald faßte,
als der Posthalter das Päckchen öffnete und
neben schöner Kindswäsche einen Brief fand,
den er sofort las.

In demselben wurde er und seine Frau dringend
gebeten, sich des Kindes anzunehmen,
bis es abgeholt werde, wo dann auch die sich
ergebenden Kosten bezahlt und die Mühe
belohnt werde. Gleichzeitig war dem Brief
eine Summe Geld beigefügt. Die Posthalterin
erklärte nun den Anwesenden, daß es ihr
unmöglich sei, bei ihrem großen Hausstand
und neben ihren eigenen Kindern das fremde
Kind zu behalten. „ Vielleicht finde ich eine
gute Person, welche mir das Kind abnimmt.
Daß ich für es sorgen muß, das sehe ich ein,
und halte es für meine Pflicht, welche ich
auch erfüllen werde", so schloß sie ihre Rede,
fede von den Wäscherinnen erbot sich nun
als Pflegerin des Kindes. Die Posthalterin
erklärte nun, daß es sie freue, daß jede bereit
sei, ihr beizustehen, aber sie halte es für das
Beste, wenn die Gläsle-Metzgeri das Kind in
Pflege nehme, da dieselbe zunächst bei der
Post wohne. So sei es ihr auch am leichtesten
ermöglicht, über das ihr anvertraute Kind zu
wachen; zudem habe sie im Winter, wo ihr
Mann faßt immer auswärts sei, um Schweine
zu schlachten, übrige Zeit, die sie dann zur
Pflege des Kindes verwenden könne.
Der Erzählung zufolge haben Johannes und
Theresia Langenbacher das Kind taufen lassen.

Spätestens an dieser Stelle zeigt sich, dass Karoline
Grüner in ihrer Erzählung „Die geheimnisvolle
Lauterbacherin" Realität und Fiktion
ineinander übergehen ließ. Im Herbst 1811 - zu
diesem Zeitpunkt muss die Taufe der Erzählchronologie
nach erfolgt sein - lässt sich die
folgende Taufe auf einen zumal sehr ungewöhnlichen
Namen im entsprechenden Kirchenbuch
nicht belegen:
Jetzt war noch ein Umstand zu besprechen:
ob nämlich das Kind getauft sei? Der Posthalter
entschied nun dahin, daß das Kind
getauft werden solle, dann könne man ruhig
sein. Er und sein Weib übernahmen die Patenstelle
und ließen das kleine Mädchen auf den
Namen Ursula taufen und weil es in der
Schide auf Asche gelegen hatte, fügten sie als
Geschlechtsnamen „Aschlec< bei. Das Kind
lebte nur kurze Zeit. Wo es herstammte,
wurde nie bekannt.

Die Gründung des „Vereins der
Halbherren" in Schramberg

Auf Tatsachen beruht dagegen vermutlich der
von Karoline Grüner geschilderte „Verein der
Halbherren". Zu seinen Mitgliedern gehörten
einige bereits in der Erzählung genannte Personen
, zu denen noch der „Papierfabrikant Pfundstein
" = Mathias Pfundstein (1757-1811) und
der „Becke-Philipp" = Philipp Moosmann
(1766-1836) kommen. Wer der „Hirschwirts-
Seiler" war, kann leider nicht mehr in Erfahrung
gebracht werden.

Der Winter stellte sich diesem Jahr frühe ein
und es hatte zu Anfang desselben den
Anschein, als ob sich der politische Himmel
aufhellen und den Leuten ihre Kometen-
Angst zu Schanden machen wolle. Der gute
Humor der Schramberger siegte über die vermeintlich
unnötigen Sorgen. Sogar ein Verein
zur Pflege der Geselligkeit wurde gegründet
unter dem Titel:„ Verein der Halbherren". Die
angestammten Schramberger, besonders die
Handwerker, wurden vom Unteramtmann
und seinen Anhängern, den Zollbeamten, als
Bürger zweiter Klasse behandelt. Sie wollten
denselben nun zeigen, daß man nicht genötigt
sei, ihre Hilfe zu beanspruchen zur Veranstaltung
eines Vergnügens und daß auch
die Halbherren soviel Geld in der Tasche trugen
, um sich ein Vergnügen zu gönnen.

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