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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_28/0029
König Jerome befreit sei.
Man gönnte den bedrückten Westfälinger dieses
Glück. Besonders freute sich der Schmied,
der Augenzeuge von vielen Ungerechtigkeiten
, welche dieselben zu erdulden hatten,
gewesen war. In großen Schrecken wurden
aber bald nach Eintreffen dieser Nachrichten
die Bewohner vom Hafnerhaus versetzt. Gun-
del ging jeden Tag in die hl. Messe. Eines Morgens
glaubte nun die Hafnerin, Gundel sei
verschlafen und wollte sie wecken. Zu ihrem
Erstaunen fand sie das Stübchen leer, das Bett
war unberührt, auf dem Tisch lag jedoch ein
Brief.

Der Hafner ging mit dem Brief zum Pfarrer,
um zu erfahren, was darin stehe. Dieser las
denselben dem Hafner vor, so erfuhr er, daß
Gundel von Westfalen sei, sie bedanke sich für
die liebevolle Aufnahme und teilte dem Hafner
mit, daß er eine Summe Geld, welche sie
im Kasten zurückgelassen hatte, als sein
Eigentum betrachten soll. Unterschrieben war
der Brief mit dem Namen: Kunigunde v. Bamberg
. Überdies erzählte der Pfarrer, daß Gundel
schon vor ein paar Wochen, als die Befreiung
ihres Vaterlandes bekannt geworden,
einen Brief an ihre Anverwandten durch das
Pfarramt abgeschickt habe.
Vom Nachtwächter erfuhr der Hafner, daß
am Abend zuvor eine noble Frauensperson
im Postwagen, welcher um 11 Uhr Abends
von hier nach Hornberg abfuhr, gewesen sei
und daß im Tos eine Lauterbacherin eingestiegen
und von der vornehmen Frau begrüßt
worden sei.

Damit endet die Erzählung von Karoline Grüner
und erreicht ihren Höhepunkt. Wie der
genaue Blick auf die in der Erzählung erwähnten
Personen gezeigt hat, gibt es für fast alle
von ihnen reale Vorbilder. Selbst bei den Personen
, die heute nicht mehr bestimmt werden
können, erscheint das sehr wahrscheinlich. Das
könnte man nun auch bei „Kunigunde von
Bamberg" vermuten. Eine westfälische Adelsfamilie
mit diesem Namen hat es aber nie gegeben
.13 Wie kam Karoline Grüner auf diesen
eigentümlichen Namen?
Die Figur in der Erzählung ist ganz offensichtlich
der heiligen Kunigunde von Bamberg
nachempfunden (Abb. 10). Die Heilige war eine
Tochter des Grafen Siegfried von Lützelburg,

die 999 mit Kaiser Heinrich II. vermählt wurde.
Zusammen mit ihrem Ehemann wurde sie
1002 in Paderborn zur deutschen Königin und
1004 in Rom zur Kaiserin gekrönt. Das Kaiserpaar
gründete Dom und Bistum Bamberg und
das Kloster Kaufungen, in das sich die verwitwete
Kaiserin später zurückzog und wo sie
1033 oder 1039 auch starb. 1200 wurde sie von
Papst Innozenz III. zur Ehre der Altäre erhoben
.14

Die Verehrung der heiligen Kunigunde war im
katholischen Deutschland des späten 19. und
frühen 20. Jahrhunderts sehr populär. 1901
beging das Erzbistum Bamberg mit großem
Aufwand die 700-Jahr-Feier ihrer Heiligsprechung
.15 Wenig später wurde ein in mehreren
Auflagen erscheinendes Volksbuch über „Das
heilige Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde"

Ohe fjl. Kriifcrpunp i^tinrid) unft JK.imiflnn&£

Abb. 10:Darstellung des Kaiserpaares Heinrich
und Kunigunde auf einer Chromolithographie
um 1900

(aus:Müller, Heinrich:Das heilige Kaiserpaar
Kunigunde, Steyl 1905^)

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