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Abb. 2: Künstlerpostkarte von Fritz Reiß aus der
Zeit um 1895: Sie zeigt die typischen Formen des
ländlichen Tanzes. Die Karte, die die Nr. 8 einer
Schwarzwald-Postkartenserie trägt, wurde von
der „Deutschen Verlags-Anstalt in Stuttgart" herausgegeben
.
Dass die für die Zeitung werbende Anzeige ausgerechnet
in einem „Schwarzwaldführer", also
einem Reisehandbuch, erschien, deutet darauf
hin, dass die für die Zeitung Werbenden unter
den Schwarzwaldwanderern in erster Linie Einheimische
vermuteten, denn im Schwarzwald
wandernde Gäste aus anderen Regionen
Deutschlands oder gar des Auslands, konnten
sicher kaum als Abonnenten einer regionalen
Zeitung gewonnen werden.
Fritz Reiß — einer der bekanntesten und
angesehensten Vertreter der Schwarzwaldmalerei
Warum sich die seinerzeit beim „Schwarzwälder
Boten" Verantwortlichen entschieden, mit
einem Bild des 1857 in Düsseldorf geborenen
Fritz Reiß zu werben, ist nicht bekannt und
heute kaum noch zu ergründen. Reiß war
jedoch kein Unbekannter im Schwarzwald.
Nach dem Urteil seiner Zeitgenossen zählte er
neben den in Gutach/Schwarzwaldbahn ansässigen
Schwarzwaldmalern und Professoren
Wilhelm Hasemann und Curt Liebig zu den
bekanntesten und beliebtesten Vertretern der
Schwarzwaldmalerei.4 Nach Jos. Aug. Beringer
veranlasste ihn wahrscheinlich die Kunst der
Maler Ludwig Knaus (geb. 1829 in Wiesbaden,
gest. 1910 in Berlin) und Benjamin Vautier
(geb. 1829 in Morges am Genfer See, gest. 1898
in Düsseldorf), im Schwarzwald sesshaft zu
werden.5 Auch sie hatten im Schwarzwald
gewirkt und mit ihren Bildern die Welt der Bauern
und Dörfler in die Welt des Parketts und
der Salons gebracht und damit hoffähig
gemacht.6
Nach der Ausbildung an der Kunstakademie
seiner Geburtsstadt ging Reiß im Jahre 1878
für vier Jahre nach Stuttgart. Anschließend
arbeitete er bis 1886 in Lahr, danach zwei Jahre
in Karlsruhe. Seine nächste Wirkungsstätte war
Leipzig bis 1892. Von dort zog es ihn zurück
nach Stuttgart bis 1899, von wo er nach Freiburg
übersiedelte und bis 1908 blieb. Sein
nächster Wohnort war Kirchzarten. Er verstarb
im Jahre 1916 in Freiburg; seine letzte Ruhestätte
fand er auf dem Friedhof in Kirchzarten.7
Als Darsteller von Brauchtum, Landschaft und
Menschen nimmt Reiß mit dem ihm eigenen
Humor, der bis zur Karikatur reicht, eine beson-
A bb. 3:Fritz Reiß:Ein alter Uhrenträger mit der
Kräz, entnommen aus: Ludwig Neumann: Der
Schwarzwald - Land und Leute, Monographien
zur Erdkunde, Bielefeld und Leipzig 1902, S.106.
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