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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_28/0046
schilder, Schilder für Schubladen und
Schränke, für Kaufläden und Apotheken, für
Straßen und Hausnummern und vieles andere
mehr und dies alles dauerhaft haltbar und witterungsbeständig
(Abb. 8).17 Der Kundenkreis
reichte inzwischen weit über die regionalen
Grenzen hinaus; die Aufträge kamen aus Düsseldorf
, Görlitz, Altona, Gießen und Mühlhausen
. Und auch die Stadt Metz, die Anfang der
1870er Jahre wieder deutsch wurde, bestellte
bei der schwäbischen Firma ihre neuen Straßenschilder
.18

Die Manufaktur wurde erst jetzt in einen echten
Industriebetrieb umgewandelt, d. h. die
Handarbeit wurde weitestgehend durch
Maschinenbetrieb ersetzt. Ständig war man
bemüht, die Produkte zu verbessern. So führte
man das Glasieren der emaillierten Produkte
ein, wodurch z. B. die Zifferblätter von Turmuhren
noch besser vor Korrosionen geschützt
waren. Es wurden Patente für neue Erfindungen
angemeldet, beispielsweise für die Herstellung
von Email-Mosaik wie auch für Fayence-
und Majolikaimitationen.19

Der Eisenbahnanschluss eröffnete
neue Märkte — ständige Anpassung der
Produkte an den Bedarf

Im Jahre 1892 erhielt Schramberg einen Eisenbahnanschluss
und war fortan über dieses Netz
mit ganz Westeuropa verbunden, was sich
natürlich auch auf die Entwicklung des Emailunternehmens
sehr positiv auswirkte. Ständig
wurde das Werk modernisiert, umgebaut und
erweitert (Abb. 7). Die Erfolge blieben nicht
aus. Das belegt u. a. ein Diplom nebst Medaille
anlässlich der Weltausstellung in Chicago.20
Inzwischen wagte man sich bei Schweizer
auch auf kunstgewerbliches Terrain. Neben
den ursprünglichen Erzeugnissen umfasste die
Produktpalette nun auch kunstvolle Einlagen
für Öfen, Möbel oder Fassaden, wie auch Wandteller
und Bilder.21 Die Produkte wurden nicht
nur in Deutschland und vielen Ländern Europas
abgesetzt; es gab auch Kunden in Amerika
und Russland.22

Fast überschwänglich feierte man 1899 das 50-
jährige Jubiläum der Emailfabrik. Das Fabrikareal
war während der letzten 25 Jahre von 564
auf 1200 m2 angewachsen. Die Zahl der Muffeln
, ein Maßstab für die Kapazität der Emailproduktion
, stieg von 7 auf 29, die der Fabrikarbeiter
kletterte von 40 auf 160, der Heimarbeiter
von 10 auf 40.23

Im Jahre 1903 schied Albert Schweizer aus; das
Unternehmen wurde in eine GmbH umgewandelt
.24 Das ist die Zeit, in der das kunstvolle
Agenturschild für den „Schwarzwälder Boten"
(Abb. 6) entstand. Die Leitung der Firma lag
inzwischen mit Georg, German und Max
Schweizer in Händen der dritten Schweizer-
Generation.

Durch den Ersten Weltkrieg kam der Export
natürlich völlig zum Erliegen. Erst 1928 konnten
die wichtigen Handelsbeziehungen zum Ausland
, die bis 1940 immerhin 40 % der Produktion
ausmachten, wieder aufgenommen werden
. Inzwischen hatte die vierte Generation bei
Schweizer das Ruder in die Hand genommen.25
Im Zuge des weiteren Ausbaus des Unternehmens
wurde 1936 die Fertigung von nicht
emaillierten Metallschildern und -Skalen aufgenommen
. Bedruckt, lackiert, geätzt, galvanisch
veredelt und auch eloxiert wurden diese
„neuen" Produkte für Frontblenden von Radio-
und Fernsehgeräten, beim Bau von Fotoapparaten
, Schreibmaschinen, Waschmaschinen, Waagen
, Zählern, Messinstrumenten und vielen
weiteren Geräten verwendet.26
Ab 1958 begann bei Schweizer eine völlig neue
Ära; es wurden sogenannte gedruckte Schaltungen
(Leiterplatten) ins Fertigungsprogramm
aufgenommen. Diese elektrotechnischen Bauteile
ermöglichen es, die oft komplizierte Verdrahtung
in elektrischen und elektronischen
Geräten sehr zu vereinfachen und auf kleinstem
Raum zusammenzudrängen. Auf sehr dünnen
, elektrisch nicht leitenden Materialien werden
die Schaltungen (elektrisch leitende
Verbindungen) gedruckt und ausgeätzt. Das
Anwendungsgebiet ist nahezu unbegrenzt; es
reicht von der Spielzeugeisenbahn über Radio-,
Fernseh- und Diktiergeräte, elektrische Uhren
und Buchungsmaschinen bis zum komplizierten
Elektronenrechner.27 Damit war ein großer
Schritt in eine neue Zukunft des Hauses
Schweizer getan.

Schon beim Einstieg in die hochspezialisierte
Leiterplattentechnik war abzusehen, dass sich
die Emailproduktion, die 124 Jahre tragende
Säule des Hauses Schweizer war, dem Ende
zuneigte - 1973 wurde sie aufgegeben.28

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