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„In der Ruine Nippenburg wurde im Laufe des
1. Weltkrieges für Heereszwecke eine Wohnbaracke
eingebaut, die nunmehr von der Graß.
Von Bissingenschen Grundherrschaft erworben
worden ist. Rudolf Kopf Porzellanmaler
hier, geboren am 16. April 1866in Hünningen,
beabsichtigt nun in dieser Wohnbaracke und
auf dem freien Platz bei der Burgruine eine
Sommerwirtschaft zu betreiben. Er sucht um
die Erlaubnis zum Ausschank von Wein, Bier,
Most, Branntwein und nicht geistigen Getränken
für diese Sommerwirtschaft in der Zeit
vom J.Mai bis 1. November jeden Jahres nach.
Die Ruine Nippenburg auf dem Schlossberg
600 m über Meereshöhe wird im Sommer
sowohl von der Einwohnerschaft von Schram-
berg und Umgebung, als auch von Fremden
sehr zahlreich besucht."16
Dem Gesuch waren Planskizzen des Architekten
A. Broghammer beigefügt (Abb. 6), die die
Lage der geplanten Sommerwirtschaft zeigten
und bereits von Rentamtmann Franz Xaver
Haaga genehmigt waren.
Der Gemeinderat befürwortete das Gesuch:
„1. Die Bedürfnisfrage für den Ausschank ...
wird mit Rücksicht auf den Besuch des
Schlossbergs... bejaht,
2. Der Gesuchsteller Rudolf Kopf ist gut beleu-
Abb. 6:Planskizze der Wirtschaftsbaracke auf
dem Schloss (Architekt A. Broghammer), Anlage
zum Gesuch um Wirtschaftserlaubnis (10. April
1919) von Rudolf Kopf
mundet. Gegen Denselben liegen Versagungsgründe
im Sinne ... der Gewerbeordnung
nicht vor.
3. Die in der Burgruine eingebaute Wohnbaracke
ist für den Betrieb einer Sommerwirtschaft
geeignet. Für den Platz außerhalb
der Burgruine wären noch Bänke und Tische
aufzustellen. Die Gräfl. von Bissingsche
Grundherrschaft hat dafür zu sorgen, dass
die dem Sommerwirtschaftsbetrieb dienenden
Anlagen zum Schutze des Publikums in
ausreichendem Maße durch Abschrankungen
u.s.w.gesichert werden." 17
Am 27. Mai 1919 wurde dann bereits die Wirtschaftserlaubnis
für die Zeit vom 1. April bis
31. Oktober des jeweiligen Jahres erteilt. Offensichtlich
aber haben sowohl die topografischen
Gegebenheiten wie die großen wirtschaftlichen
Probleme der frühen 1920er Jahre (Mangel
an Lebensmitteln, Inflation) den Betrieb der
Sommerwirtschaft massiv erschwert und sein
frühzeitiges Ende verursacht. Doch 1926, als
sich nach dem Ende der Inflation und nach Einführung
der Rentenmark (1923, ab Oktober
1924 Reichsmark) die Zeichen der wirtschaftlichen
Erholung verstärkten, gab es auch für die
Sommerwirtschaft auf dem Schlossberg wieder
neue Hoffnung.
Am 6. Dezember 1926 wandte sich Rudolf Kopf
mit einem neuen Gesuch an die Polizeibehörde
Schramberg:
„Wie Sie wissen, hatte ich im Jahre 1921 auf
dem Schlossberg in der Ruine Hohenschram-
berg (Nippenburg 2) eine Sommerwirtschaft
eröffnet, die ich aber nur ein Jahr führen
konnte, und zwar erstens, weil mir im folgenden
Jahr das Bier nicht mehr auf den Berg
geliefert wurde und zweitens, weil die allgemeinen
Verhältnisse (Lebensmittelmangel
etc.) es nicht mehr gestatteten.
Nachdem wir nun wieder normale Verhältnisse
haben, möchte ich Sie höflich um eine
nochmalige Konzession für die Eröffnung
einer Sommerwirtschaft im früheren Style
ersuchen.
Das Gebäude würde an dieselbe Stelle wie die
ehemalige Soldatenbaracke18 gebaut werden
und auch ungefähr dieselben Abmessungen
bekommen.
Die Erlaubnis zur Errichtung des Gebäudes
wurde mir bereits von dem Eigentümer der
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