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Ludwig Stemmer als Student

Distriktsarzt in Schramberg

In Schramberg, das damals etwas über 3.000
Einwohner zählte, erfreute sich der junge Arzt
großer Beliebtheit. Seine Patienten, die er teilweise
mit neuen - später auch homöopathischen
- Therapiemethoden behandelte, schätzten
ihn sehr. Zu Pferde sah man ihn durch den
Ort reiten, wenn er Patienten in den Außenbereichen
oder den Nachbargemeinden
besuchte. Er galt als kluger Kopf, lebenslustig,
musikalisch hochbegabt und witzig. Rasch
fand er Eingang in die Gesellschaft der Schram-
berger „Honoratioren". Erhard Junghans der
Ältere (1823-1870), der 1861 die Uhrenfabrik
„Gebrüder Junghans" gründete, zählte zu seinen
Freunden. In dessen Haus ging er zusammen
mit anderen Freunden ein und aus. Die
Herrenrunde im Nebenzimmer der „Condito-
rei" (später Gasthaus „Rheingold" am Hirschbrunnen
, heute Friseurgeschäft Bader) war sein
Stammtisch, bei dem es manche heiße Diskussion
über „Gott und die Welt" gab. Man erzählte
sich eine Anekdote über einen Streit Stemmers
mit dem Schramberger Ortspfarrer Karl Maria
Wüllenbücher, der später Domkapitular in Rottenburg
wurde. In der Honoratiorenrunde
habe der liberale Ludwig Stemmer laut verkündet
: „Es gibt keinen Gott und keinen Teufel!"
Woraufhin ihn der Geistliche mit einem kurzen
„Stemmer,komm mal mit!" nach draußen gebeten
habe. Beide seien zusammen ins Pfarrhaus
von St. Maria gegangen und nach geraumer Zeit
wieder zurückgekehrt. Stemmer habe ausgetrunken
und sei mit kurzem Abschiedsgruß
gegangen. Niemand hat je erfahren, was zwischen
den beiden besprochen worden war.
Diese Begebenheit charakterisiert den „Freigeist
" Stemmer in jener Zeit ebenso wie seine
Bereitschaft, sich anderen Meinungen zu stellen
und sie zu respektieren.
Die Verbindung zu Erhard Junghans und seiner
Familie war eng. In den Erinnerungen von
Anna Regula Pestalozzi-Junghans (1856-1908)
wird Dr. Stemmer als Freund des Hauses
erwähnt. Der Schramberger Fabrikant war seit
1845, wie später auch Stemmer, mit einer protestantischen
Schweizerin (Luise Tobler) verheiratet
. Während jedoch Stemmers Kinder im
katholischen Glauben erzogen wurden, ließ der
Katholik Junghans seine Kinder protestantisch
taufen und konfirmieren und konvertierte
schließlich selbst zum Protestantismus. Der
Freundschaft zwischen den beiden Männern
scheint dies aber keinen Abbruch getan zu
haben. Sie bestand bis zum frühen Tod des
Fabrikanten im September 1870.

Gründung des Schramberger
Turnvereins

Stemmers Schramberger Jahre waren neben
seiner Tätigkeit als Arzt geprägt vom vielfältigen
Engagement in der Bürgerschaft. Herausragend
ist seine Leistung als Mitbegründer des
Schramberger Turnvereins im Jahre 1858, der
sich damals „Männer-Turn-Verein Schramberg"
nannte und die Keimzelle der heutigen Schramberger
Turnerschaft war, die im Jahr 2008 ihr
150-jähriges Jubiläum feierte.
Am 22.Mai 1858 trafen sich in der Brauerei Langenbacher
in der Marktstraße, dem heutigen
„Rocklorebäck", achtzehn angesehene Bürger,
darunter ein Fabrikant, ein Apotheker, ein Prokurist
, ein Lehrer, zahlreiche Handwerker und
auch der angesehene Stadtarzt Dr. Ludwig
Stemmer um die Statuten zur Gründung des
„Männer-Turn-Vereins Schramberg" zu beraten
und zu beschließen. In mehreren privaten Treffen
, an denen Stemmer beteiligt gewesen war,

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