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Eberhard Marte:
100 JAHRE ASTRONOMISCHE UHR
AM SCHRAMBERGER RATHAUS
Eberhard Marte,
Schramberg
Am 5 Juli 2013 jährt sich zum hundertsten Mal der Tag, an dem die astronomische Uhr am
Schramberger Rathaus erstmals in Betrieb gesetzt wurde, fast vier Monate vor der feierlichen
Einweihung des neuen Rathauses. Der Autor, der sich schon als Jugendlicher mit der faszinierenden
Technik und deren astronomischen Grundlagen beschäftigt hat, ergänzt im Folgenden
seinen Beitrag in der „D'Kräz" 7 (1987) um weitere interessante Details aus ihrer
„ Wirkungsgeschichte" und erforderlichen Restaurierungen und Wartungsmaßnahmen.
Das neue Rathaus und die astronomische
Uhr
Der 5. Juli des kommenden Jahres 2013 wird in
der allgemeinen Wahrnehmung sicherlich kein
besonderes Datum sein. An diesem Tag vor
genau 100 Jahren, einem Samstag, jedoch
wurde die astronomische Uhr am Schramberger
Rathaus zum ersten Mal in Betrieb gesetzt.
Mit der Uhr kann im nächsten Jahr auch das
Rathaus der Stadt Schramberg sein 100-jähriges
Bestehen feiern. Am Sonntag, den 23. November
1913, einem prächtigen Spätherbsttag,fand
die feierliche Einweihung des neuen Gebäudes
unter großer Anteilnahme der Bevölkerung
und zahlreicher geladener Gäste statt1).
Ebenso wie über den künftigen Standort des
Hauses war auch über die künstlerische Ausschmückung
von dessen Vorderfront lange
debattiert worden, bis schließlich Architekt
Alfred Woltz (1861-1935) den Gemeinderat
überzeugen konnte und sich mit dem Vorschlag
einer astronomischen Uhr aus der Werkstatt
der Firma Philipp Hörz in Ulm a. D. durchsetzte
. Die „Schramberger Zeitung" berichtet in
einem Denkblatt zur Rathauseinweihung am
Montag, 24. November 1913:
„Das Dach des Hauses ist bekrönt durch einen
in gefälligen einfachen Formen gehaltenen
Turmaufbau, in dem die Turmuhr mit den
Glocken untergebracht ist, wovon die eine als
Feuerglocke2^ dient. Dem Gebäude vorgelagert
ist an der Hauptfront ein Vorbau, der die Wirkung
der Hauptfassade sehr wesentlich erhöht.
Der Vorbau trägt eine astronomische Uhr, das
Symbol Schrambergs als Uhrenstadt." (Abb. 1)
Der „Zahn der Zeit" hat der Uhr - dank etlicher
Renovationen der dem Wetter ausgesetzten
Teile - nichts anhaben können. Das Rädergetriebe
hinter dem Zifferblatt mit seinen 24
Zahnrädern ist noch voll intakt.
Die Ulmer Turmuhrenfabrik Philipp
Hörz erhält den Auftrag
Nachdem Philipp Hörz (1827-1907) seine
Tätigkeit auf dem Kleinuhrensektor aufgegeben
hatte, gründete er im Jahre 1862 die Turmuhrenfabrik
Philipp Hörz, Ulm a. D. Im Laufe
einer bewegten Firmengeschichte fertigte und
lieferte die Firma während der Ära der mechanischen
Turmuhren mindestens 5000 Uhrwerke
, wie aus dem seit 1862 von der Firma
geführten Uhrenbuch hervorgeht. Im Jahr 1956
wurde dann nach fast 100 Jahren die Fertigung
mechanischer Turmuhren eingestellt.
Früh schon hatte sich Philipp Hörz auch mit
astronomischen Uhrwerken befasst. Bereits
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