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Zifferblattes am neuen Schramberger Rathaus
beauftragt wurde.
Eine monatelange Diskussion in Gemeinderat
und Bürgerausschuss über die Gestaltung des
Rathaus-Vorbaues spiegelt sich knapp
zusammengefasst in einem Artikel im „Schwäbischen
Tagblatt" vom 21. September 1912:
„Beim neuen Rathaus ist nach dem preisgekrönten
Entwürfe die Anbringung einer Zeituhr
an dem Türmchen auf dem Dache, sowie
einer astronomischen Uhr an der Hauptfront
oberhalb des Vorbaus vorgesehen. Da die astronomische
Uhr als Symbol der Schramberger
Uhrenindustrie dienen sollte, griff die Ansicht
Platz, dass vielleicht von den in Betracht kommenden
Kreisen diese Uhr gestiftet werde, weshalb
im Bau-Etat diesbezügliche Mittel nicht
vorgesehen wurden. Leider erwies sich diese
Hoffnung als trügerisch und da der Bau bald
unter Dach kommt, war es Zeit, nach einer solchen
Uhr sich umzusehen.
Allein da ergab sich wiederum die betrübliche
Auskunft, dass eine astronomische Uhr, sollte
dieselbe ihren Zweck erfüllen und von dauerhaftem
Wert sein, mindestens 4 - 5000 Mark
kostet. Eine solche Ausgabe kann sich die Stadt
für die Symbolisierung ihrer Industrie doch
nicht leisten und so wurde in einer nichtöffentlichen
Sitzung der Vorschlag des Gemeinderats
Bildhauer Schaub akzeptiert, es möchte
an Stelle der astronomischen Uhr ein Relief
angebracht werden, in welchem der Gründer
der hies. Uhrenindustrie, der verstorbene
Fabrikant Erhard funghans, der Nachwelt verewigt
werden sollte. Es wurde in diesem Sinne
dem künstlerischen Leiter, Baurat Wolz in
Stuttgart berichtet und fertigte derselbe denn
auch eine entsprechende Skizze an, allerdings
unter Vorbehalt, dass eine Uhr doch besser wirken
würde, weshalb er sogar empfehle, die
Zeituhr an dieser Stelle anzubringen. Mittlerweile
hat aber der Vertreter einer Ulmer
Firma, welche sich um die Lieferung der Turmuhr
bewirbt, durch Augenschein festgestellt,
dass das Werk der astronomischen Uhr von
dem der Turmuhr in Betrieb gesetzt werden
könne, so daß sich die Kosten der astronomischen
Uhr bedeutend verringern und dieselbe,
in Kupferausführung, höchstens auf 2000
Mark zu stehen kommen wird. Dieser veränderten
Sachlage Rechnung tragend, empfahl
der Vorsitzende namentlich auch im Hinblick
auf die Gesamtwirkung des Baues, die
Anschaffung einer astronomischen Uhr, die
sicher eine Sehenswürdigkeit sein würde. Nach
längerer Debatte, in welcher sich die Mehrzahl
der Redner für die astronomische Uhr aussprachen
, erfolgte die Abstimmung, welche
ergab, daß vom Gemeinderat 6 für und 3
gegen, im Bürgerausschuß 8 für und 1 gegen
die astronomische Uhr waren. Es wird somit
das Rathaus die im Entwurf vorgesehene Fassade
erhalten und in seiner vollen künstlerischen
Ausgestaltung zur Ausführung kommen
. "
In der dem Zeitungsbericht vorausgegangenen
Sitzung des Gemeinderates am 19. September
1912 wurde also mit überwiegender Mehrheit
schließlich und endlich beschlossen:
1. am Vorbau des Rathauses ein astronomisches
Zifferblatt in der in der Offerte von Ph.
Hörz, Turmuhrenfabrik in Ulm a. D. vom 2.
September 1912 vorgeschlagenen Form, und
zwar in Ausführung aus Kupfer zu genehmigen
;
2. die Lieferung der Turmuhr nebst Zubehör zu
dem offerierten Preis von 1732 M und des
astronomischen Zifferblattes zum Preis von
1660 M der Firma Ph. Hörz, Turmuhrenfabrik
in Ulm a. D. auf Grund ihres Offerts v. 2. September
1912 zu übertragen. "4)
Der Vertrag zwischen dem „verehrl. Stadtbauamt
Schramberg einerseits" und „Ph. Hörz in
Ulm andrerseits" kommt merkwürdigerweise
erst mit Datum von 13. Juni 1913 zustande,
unterzeichnet vom damaligen Stadtbaumeister
Wilhelm Schwarz für die Stadtgemeinde
Schramberg und Eugen Hörz, dem seinerzeitigen
Alleininhaber der Firma Philipp Hörz5)
Die Lieferzeit in dem genannten Vertrag wird in
§ 5 geregelt, wo es heißt: „Die Aufstellung der
Arbeiten hat bis spätestens l.Juli d.J.zu erfolgen
", also 1913. Wie die Firma Hörz dies alles
geschafft hat, bleibt wohl ein Rätsel. Sicher
hatte die Firma Turmuhrwerke mit Viertel- und
Stundenschlag vorrätig. Auch könnte ein Rädergetriebe
für den Antrieb der Zeiger des astronomischen
Zifferblattes bereits vorhanden
gewesen sein. Bereits am 4. Juli 1913 schreibt
die „Schramberger Zeitung":
„ (Vom neuen Rathaus) Seit einigen Tagen
hören wir die Turmuhr des neuen Rathauses
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