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Heiligenbronn im Zeitalter der Konfessionali-
sierung eine gegenreformatorische Ausrichtung
, da sich in nächster Nähe württembergische
Nachbarorte mit evangelischer
Bevölkerung befanden. 1621 bis 1623 wurde
eine neue Wallfahrtskapelle über der Gnadenquelle
errichtet, nachdem die alte Marienkirche
bei einem Brand in Mitleidenschaft gezogen
worden war.l4> Auf ihrem Platz steht heute
zum Teil die von 1871 bis 1873 gebaute neue
Wallfahrtskirche des 1857 neu gegründeten
Franziskanerinnenklosters. 15> Von den Freiherren
und Grafen von Bissingen und Nippenburg
, die seit 1648 im Besitz der Herrschaft
Schramberg waren, wurde die Wallfahrt stark
gefördert. 1662 und 1669 wurde die neue Wallfahrtskapelle
bereits erweitert und 1685 neu
geweiht.16) Die seelsorgerliche Betreuung gab
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Abb. 3: Kollektenzettel zur Sammlung von Spendenfür
den Bau des Klosters Heiligenbronn aus
dem Jahr 1869
Vorlage und Aufnahme: Stadtarchiv Schramberg
jedoch stets zu Klagen Anlass, da Heiligenbronn
keine eigene Pfarrei war, sondern bis
1737 als Filiale zur Pfarrei Sulgen und danach
bis 1795 als Filiale zur Pfarrei Aichhalden
gehörte.17)
Am Ende des 18. und am Beginn des 19. Jahrhunderts
hätte die Aufklärung fast das Ende
des Wallfahrtsortes Heiligenbronn bedeutet.
Im Zeichen der Vernunft stellten die Aufklärer
viele alte Frömmigkeitstraditionen wie die
Wallfahrten in Frage und drängten auf die
Säkularisierung des kirchlichen Eigentums
zugunsten von als wichtiger betrachteten
staatlichen Aufgaben. Im Zuge dieser Entwicklung
kam es in Heiligenbronn zur Auflösung
der Skapulierbruderschaft und zum Abbruch
der alten Marienkirche. 1795 konnte aber
immerhin ein eigener „Exkurrentvikar"
erreicht werden, der sich von Sulgen aus um
die Einwohner von Heiligenbronn und die dortigen
Wallfahrer kümmern sollte. In diesem
Jahr wurde Heiligenbronn wieder der Pfarrei
Sulgen zugeteilt.18)
Mit der Eingliederung der Herrschaft Schramberg
in das Königreich Württemberg im Jahr
1806 hielt der Druck auf den Wallfahrtsort Heiligenbronn
aber weiter an, da der Katholische
Kirchenrat vom Geist der Aufklärung geprägt
war und die aus seiner Sicht nutzlosen und
schädlichen Wallfahrten nach Möglichkeit
abschaffen wollte. 1821 wurde vor dem
Hintergrund knapper Finanzen die Schließung
der Wallfahrtskirche verfügt und ein Abriss
erwogen, um in Sulgen einen Neubau errichten
zu können. Dank des Engagements des
Pfarrers Sebastian Auber, der aus Aichhalden
stammte und mit der Wallfahrt von Kindesbeinen
an vertraut war, blieb die Wallfahrtskirche
mit Unterstützung vieler Einwohner aber
erhalten und wurde 1823 auch wieder geöffnet
. Viele Menschen aus der Umgebung spendeten
für ihre Renovierung, in die sich die Einwohner
von Heiligenbronn mit viel
Eigenleistung einbrachten.19)
Vor diesem Hintergrund ist zweifellos auch die
Stiftung des Hochkreuzes durch Michael Fehrenbacher
und Lorenz Stegerer im Jahr 1822
zu sehen. Beide waren Einwohner von Heiligenbronn
und setzten mit dieser Stiftung
anscheinend ein demonstratives Zeichen
inmitten des Ringens um den Erhalt der Wall-
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