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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_35/0065
wieder emol a Wies rawahle15>,
fünf Pfennig für en Wecke zahle,
no emol a Schulmütz trage,
höre wie se Realochsl6> sage,
uf em Schulhof Fussball bolze
un debei a bissle holze,
mit em Taschemesser spachtle,
Maikäfer in Zigarre-Schachtle,
was Kinderherze mächtig stärkt:
en türkische Honig, frisch vom Märkt
wo dort bewundert Jung und Alt
des billige Jakob's Sprachgewalt.
Am Sonntag morga uff e Tour
mit em Vadder in d'Natur,
in de Wiese Grille fange,
Floßfahre mit 're lange Stange.
Was mer g'macht hot un erlebt:
Jeden Strohhut hot mer klebt.
Im Herbst dann in de Ferienzeit
do wäret Heidelbeer soweit

1 Johannes Nagel (1902-1961) betrieb „An der Steige" 23 eine
Holzdrechslerei.

2 Franziska Fichter (1858-1943), Frau des Reinhard Fichter
(1855-1902), Feilenhauer, Inhaber eines Feilengeschäfts in der
Oberndorfer Straße 29, heute: Feilenflchter GmbH in der Berneckstraße
60.

3 Karl Maier war aufgrund einer einseitigen Lähmung gehbehindert
. Da er keiner geregelten Arbeit nachgehen konnte,
sammelte er neben alten Textilien und abgetragenen Kleidungsstücken
(Lumpen) auch Knochen, daher dieser Name.
Nur wegen seiner körperlichen - nicht geistigen - Beeinträchtigung
wurde er im Rahmen des nationalsozialistischen
„Euthanasie"-Programms im Mai 1941 in der Tötungsanstalt
Hadamar in einer Gaskammer ermordet.

4 Jakob war Bewohner der „Waggonia" in der Nähe der heutigen
„Wöhrle Rohstoffrecycling GmbH". Sie bestand aus zehn
ausrangierten Eisenbahnwagen, die 1928 angeschafft wurden,
um obdachlose Familien unterzubringen. Diese Stadtrandsiedlung
wurde im Rahmen einer Luftschutzübung 1938 abgebrannt
. Die Familien wurden anderswo untergebracht. Vgl.
Bild und Text am Ende dieses Beitrags.

5 Die „Datschmarie", Maria Ginter (1893-1968) wohnte mit
ihrer Schwester Therese am oberen Burgweg. Sie sollen mit
Eimern in den Restaurants Essensreste gesammelt haben - für
ihre Ziegen, aber auch für sich selbst. Sie waren stets schlecht
gekleidet und sehr ungepflegt (verwahrlost). Ihre Notdurft sollen
sie häufig einfach auf die Straße „gedascht" haben.

6 Otto Moosmann („Läute-Otto") hat Glocken der Sankt-Maria-
Kirche geläutet.

7 Oskar Bernauer (1903-1950) galt als anerkannter Musiker, der
v.a. mit Tanzmusik sein Geld verdiente. Nach der Anklage
wegen eines wohl von ihm unbeabsichtigt verursachten Waldbrandes
verfiel er einem durch Anklage und Prozess ausgelösten
Nervenleiden (Zittern). In der Folge hat er dann seine
Geige nur noch „gekratzt".

8 Wendelin Broghammer (1875-1969) hat sich während des
Boxeraufstandes (1900-1901) im damaligen deutschen Pachtgebiet
(Kolonie) Kiautschou in China aufgehalten. Als
Boxeraufstand wird eine chinesische Bewegung „für Gerechtigkeit
und Harmonie" bezeichnet, die sich gegen den Imperialismus
richtete. 1900 führten die Attacken der Boxerbewegung
gegen Ausländer und chinesische Christen zu einem

und es ging dann Jung und Alt

zum Beere sammle in de Wald.

Kleine Lädele gab's im Dutzend

jedes seine Chance nutzend;

in de Stadt, un nit im Spittel,

do wäret die Geschwister Wittel17).

Grad neba dra, beim Kaffee Ganter

- de Lade war e Durcheinander -

dia Monika vom Ganter-Beck18>,

do hot mer Brezle kauft un Weck

un mancher, o wie schlecht isch d'Welt,

der kauft bei ihr auch ohne Geld.

Wia schön am alte Mühlegrabe

nebem Schiffle herzutrabe 19>,

vom Stange-Eis sich en Mockel schlage,

wenn vom Schraivogel kommt e Wage;

zugucke, wenn mer Pferd beschlägt

und wenn mer beim Festzug s'Täfele trägt.

Im Winter dann mer Schütte fährt,

der eigne Moscht im Keller gärt,

Krieg zwischen China und einer Vereinigung von acht Staaten
(Deutsches Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan,
Österreich-Ungarn, Russland und den USA). Nach der Niederlage
der Chinesen wurde er mit dem Abschluss des so genannten
„Boxerprotokolls" im September 1901 beendet.
9 Der Förster der Grafen von Bissingen und Nippenburg Karl Haas
(1867-1942), der neben der Falkensteiner Kapelle wohnte.

10 Der Küfermeister Josef Leutner (1891-1969) betrieb in der
Oberndorfer Straße 46 neben dem ehemaligen Gasthaus „Zum
Paradies" eine Küferei. Sein Sohn Karl Leutner hat in dem
Anwesen später ein Kolonialwarengeschäft eingerichtet.

11 Ein Spiel, bei dem ein Kreisel durch Schlagen z.B. mit einer
Geißel (Peitsche) am Boden zum Drehen gebracht und sich
drehend in ein Loch bzw. eine Vertiefung geführt wurde.

12 Versteck spielen

13 Unter „Glutte" ist eine Eisfläche zum Rutschen zu verstehen.

14 Der Becht von Schilte, ein Original aus Schiltach, kam i.d.R. mit
dem Zug nach Schramberg. Schon im Zug, aber vor allem vor
Häusern in Schramberg, hat er gesungen, um die Menschen zu
unterhalten, aber auch um Almosen zu erbitten.

15 runterwälzen

16 Spitzname für Schüler der Realschule. Sie trugen Mützen, an
deren Farben man erkennen konnte, welcher Klassenstufe sie
angehörten.

17 Maria (1859-1928) und Luise (1870-1961) Wittel betrieben in
der Hauptstraße 55 einen kleinen Buchhandel.

18 Das Cafe-Konditorei Ganter befand sich zunächst in der Hauptstraße
50 und seit 1926/27 in der Hauptstraße 53 neben der
Braustube Schraivogel (später Cafe Zeller, heute Drogerie
Rossmann). Zu dem Cafe-Konditorei gehörte ein kleines
Gebäude bei der Realschule am Mühlegraben, in der sich eine
von Monika King (1871-1957) betreute Filiale befand, in der
sich die Realschüler gerne mit Backwaren versorgten („Ganterbecks
Monika").

19 Der Mühlegraben war über viele Jahrhunderte ein Kanal zwischen
der Berneck beim „Bruckbäck" und dem Göttelbach bei
der Kunstmühle und beim Sägewerk der Grafen von Bissingen
und Nippenburg. Der Mühlegraben verlief weitgehend entlang
der heutigen Straßen „Am Mühlegraben" und „Mühlegrabenweg
", dort unter den Häusern hindurch. 1936 wurde der Kanal
beim Ausbau der Straße „Am Mühlegraben" zugeschüttet.

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