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Ansicht der Villa Faist (rechts) und der Steingutfabrik an der Schiltach, ganz links im Hintergrund das Hammerwerksareal
- zurückgehend auf eine lithographische Vorlage.
übernahmen Neffe Georg Faist und Otto Teufel,
dessen Schwager. Die nicht ganz gelungene Umstellung
auf Porzellan und zunehmende Konkurrenz
vor allem saarländischer, besser an moderne
Infrastruktur angeschlossener Unternehmen führten
zum Verkauf an Villeroy und Boch sowie Utz-
schneider und Cie. 1883. Ab 1912 produzierte
hier die Schramberger Majolikafabrik der Gebrüder
Moritz und Leopold Meyer.
25-jähriges Jubiläum als Glanzpunkt
Glanzpunkt der Entwicklung der Steingutfabrik
sollte das Fest zum 25-jährigen Jubiläum im November
1845 bleiben, eingefädelt von der Gemeinde
Schramberg und 1846 in einem Festalbum
gewürdigt. Das im Wesentlichen vom damaligen
Ratschreiber Michael Trotter verfasste Album befindet
sich im Original im Majolika-Archiv. Dabei
handelt es sich um eine hochinteressante, teils
objektive, teils politisch gefärbte Bestandsaufnahme
des wirtschaftlichen und kommunalpolitischen
Zustands des Marktfleckens Schramberg
im Jahre 1845. Fertiggestellt wurde das Album
1846 von der Druckerei Brandecker in Oberndorf,
die auch den Schwarzwälder Boten herausgab.
250 Gulden für die Armenunterstützung
Bei der Hervorhebung der Verdienste Isidor Faists,
des Fabrikherrn und technischen Leiters, fällt auf,
dass er als bescheidener Mann geschildert wird,
der mit einigen schlichten Dankesworten auf die
Ehrung durch den königlichen Oberbeamten und
die Gemeinde Schramberg reagiert. Durch eine
Spende von stattlichen 250 Gulden für Zwecke
der Armenunterstützung erweist sich Faist erneut
als Wohltäter des Marktfleckens.
Deutlicher hervorgehoben wird durch Autor Trotter
die Rolle des Barons von Uechtritz, des Teilhabers
- hier als „Associe" bezeichnet. Er wird als
ein Mann geschildert, der sich im Hintergrund
gehalten, aber mit finanziellen Mitteln Faist sehr
stark unterstützt und somit den Erfolg des Unternehmens
gesichert habe. Dies entspricht auch
der tatsächlichen Rolle des Barons von Uechtritz,
der, wie man heute weiß, einen Anteil von 5/8
des Kapitals hielt, die technische Leitung der Produktion
aber Isidor Faist überließ und 1842 auch
den Kauf des Hammerwerks durch die Steingutfabrik
in die Wege leitete. Dieses Hüttenwerk
wurde der Steingutfabrik angeschlossen und produzierte
teilweise auch für deren Bedarf.
Eintracht und Harmonie?
Die sozialen Verhältnisse in der friedlichen Talgemeinde
werden, so scheint es zunächst, von allen
Festrednern, dem Oberamtmann Dettinger,
dem Schramberger Schultheißen Bollinger und
auch dem Grafen von Bissingen, als einträchtig
und harmonisch beschrieben. Dabei kam es vor
allem dem Grafen Cajetan von Bissingen darauf
an, das patriarchalische Verhältnis des treusor-
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