Museums- und Geschichtsverein e.V. Schramberg, [ohne Signatur]
D'Kräz: Beiträge zur Geschichte der Stadt und Raumschaft Schramberg
Schramberg, 37.2017
Seite: 66
(PDF, 21 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Public Domain Mark 1.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_37/0066
ehemaligen Aichhaider Sees gibt es heute keinen
Hof oder Weiler. Auch aus früheren Zeiten ist dort
kein solcher bekannt. Die am Heiligenbronner
Weiher liegenden Höfe Weiher und Brambach
sind in den Beschreibungen jeweils auch aufgeführt
, deshalb kann es sich auch nicht um diese
handeln.

In der „Beschreibung und Geschichte der Herrschaft
Schramberg" von 1826 verzeichnet Friedrich
August Köhler die Einwohnerzahlen des
Dorfes Aichhalden sowie 21 dazu gehörender
Weiler oder Höfe, darunter „Heil. Brunn" mit 20
Einwohnern sowie Weiher und Brambach (beide
jeweils mit 26 Einwohnern). Das uns bekannte
Heiligenbronn ist in der Köhler-Chronik richtig
bei Sulgen gelistet. Den ehemaligen Aichhaider
See/Rötenberger Weiher beschrieb Köhler korrekt
zwischen Aichhalden und Rötenberg, nennt auch
beide Bezeichnungen für den Weiher. Den Namen
Heiligenbrunnen dafür verwendet er allerdings
nicht.20

Auch im Universallexikon von Württemberg, Hechingen
und Sigmaringen (1841) ist aufgeführt:
„Heiligenbronnen, Weiler mit 24 kath. Einw., gehört
zum Pfarrdorfe Aichhalden",weiterhin auch Weiher
mit 38, Brambach mit 37 Einwohnern (beide beim
Pfarrdorfe Aichhalden) sowie Heiligenbronn mit
137 Einwohnern beim Pfarrdorfe Sulgen.21

Hof- und Staatshandbücher helfen weiter

Da seit 1836 mit den Karten der württembergischen
Landesvermessung zuverlässige Unterlagen
vorhanden sind, lässt sich die verwirrende Sachlage
etwas erhellen. Auf den Karten ist weder ein
Weiler in der Nähe des ehemaligen Aichhaider
Sees (der schon damals mehr als ein Jahrhundert
trockengelegt war) zu finden, noch ist irgendwo
der Gewannname „Heiligenbronnen" verzeichnet.

20 Friedrich August Köhler: Beschreibung und Geschichte
der Herrschaft Schramberg; 1826 (mit Nachträgen bis
1839); maschinenschriftliche Abschrift von Viktor Luschka
, 1963, im Stadtarchiv Schramberg, S. 85 a, b und 147.
Siehe hierzu auch Egon Herold: Die „Beschreibung und
Geschichte der Herrschaft Schramberg" des Friedrich August
Köhler (Köhlersche Chronik); in: D'Kräz 19/1999,

S. 44-53

21 s.Anmerkung 18, Spalten 170, 593,1519

Es stellt sich die Frage, wo der Weiler Heiligenbronnen
mit seinen 20 bzw. 24 Einwohnern liegen
soll. Hier helfen die Königlich-Württembergischen
Hof- und Staats-Handbücher weiter, die im 19.
Jahrhundert in unregelmäßigen Abständen mehr
als 30 Mal erschienen sind und die sehr genaue
Angaben über die Einwohneranzahl aller württembergischen
Städte und Dörfer enthalten.

Hiermit lässt sich das Rätsel um den Weiler Heiligenbronnen
in Aichhalden lösen: Köhler verwendete
als Grundlage für die Einwohnerzahlen
in seiner Chronik das Königlich-Württembergische
Hof- und Staats-Handbuch von 1828.22 Die Angaben
vom Pfarrdorf und von 20 Weilern oder Höfen
wurden exakt übernommen, nur aus Heili-
genbronnzu im Staatshandbuch (mit 20 Einwohnern
) wurde bei Köhler Heil. Brunn. Im Universallexikon
von Württemberg wurden die Daten
aus dem Königlich-Württembergischen Hof- und
Staats-Handbuch von 1839 übernommen, auch
hier alles exakt gleich, mit einer Ausnahme: aus
Heiligenbronnzu wurde Heiligenbronnen.

Friedrich August Köhler war seit 1804 Pfarrer in
Marschalkenzimmern. Er war „Pionier der historischen
Landeskunde"^ und verfasste nicht nur
die Chronik der Herrschaft Schramberg, sondern
auch die „Beschreibung der Stadt Oberndorf und
ihres Oberamtsbezirks" sowie weitere geographisch
-historische Darstellungen zu vielen Städten
, Dörfern, Klöstern, Burgen und Herrschaften,
u.a. zu Alpirsbach, Bösingen, Fluorn, Hornberg,
Schiltach, Schenkenzell und Seedorf. Köhler
scheint allerdings Aichhalden nicht unbedingt
selbst gekannt zu haben. Er schreibt in der Chronik
der Herrschaft Schramberg auf Seite 151:
„Hinteraichhalden liegt V2 Stunde nordwestlich von
dem Pfarrdorf Aichhalden gegen Rötenberg hin
auf einer hohen Fläche". Hier scheint sich Köhler
wohl auf die Majer'sche Karte verlassen zu haben,

22 S. 241. Im Internet Links zu den Hof- und Staatshandbüchern
unter: https://de.wikisource.org/wiki/Wiirttemberg

23 S.256

2^ Bernhard Rüth: Friedrich August Köhler. Ein Pionier der
historischen Landeskunde; in: Bosch, Manfred u.a.: Schwabenspiegel
. Literatur vom Neckar bis zum Bodensee 1800
- 1950; Band 2.1 Aufsätze, Biberach 2006, S. 61-68

66


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_37/0066