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ältere Männer von Sulgau geladen. Die Zeugen
bescheinigten übereinstimmend, dass, seit sie sich
erinnern könnten, dies für die Bewohner des Hauses
von Johann Wößner die einzige Möglichkeit
gewesen sei, einen Brunnen zu benutzen, da es
weit und breit keine andere Möglichkeit gebe.
Keiner wusste aber, ob dies ohne Gegenleistung
geschah. Deshalb wurde dem Altschultheiß Christian
Wößner Recht gegeben. Schultheiß Johann
Wößner wurde bei Strafe verboten, weiterhin
Brunnen und Weiher zu benutzen. Schultheiß
Haas von Sulgen wurde mit dem Vollzug für Auflagen
und Gebühr beauftragt.
Um die genauen Besitzverhältnisse zu ordnen
und zu dokumentieren, wurde in ganz Württemberg
- so auch in Sulgau - von 1843 bis 1847 ein
Primärkataster („Württembergisches Hof- und
Staatshandbuch") angelegt. Hierbei wurde für das
Haus Parzelle Weyhergasse Nr. 13 - heute Gartenstraße
6 - Schreiner Kristian Wößner (hier
Familie Fader im Fotostudio Ende des 19. Jahrhunderts:
(von links) Mutter Christina Fader geb. Wößner, ihre Tochter
aus erster Ehe, Pauline Hess geb. Gößler, die Kinder Sophie
(später verh. Schuler) und Johann Gottlieb Fader sowie
Vater Andreas Fader. Foto: Privatbesitz
78
mit K geschrieben) als Besitzer genannt. Aufgeführt
ist dazu: „Wohnhaus, Hofscheuer (vermutlich
mit Stall) und Scheuer unter einem Dach, Holzplatz
und Hofraum".
Von Christian Wößner übernahm seine Tochter
Christina (1844-1916) das Haus an der damaligen
Weyhergasse und heiratete am 1.8.1865 den Landwirt
und Schäfer Johannes Gößler (1835-1879)
aus Schlierbach bei Göppingen. Von den sieben
Kindern aus dieser Ehe sind sechs - oft kurz nach
der Geburt - als Kleinkinder gestorben. Die einzig
verbliebene Tochter Pauline (1876-1918) heiratete
1901 den Wagner Johannes Hess (1872-
1953) und betrieb mit ihm an der Schramberger-
Straße in Sulgau ein Cafe.
Schäferkammer ins Haus integriert
Johannes Gößler baute 1876 das Haus wesentlich
um und insgesamt größer. Die Baupläne hierfür
sind erhalten und anbei (S.77) abgebildet. Im
Haus gab es eine Schäferkammer, in der durchwandernde
Schäfer noch bis etwa i960 übernachten
durften. Um in der freien Natur den Winter
zu überstehen, zogen die Schafherden der
Schwäbischen Alb jeden Spätherbst ins mildere
Rheintal und im Frühjahr wieder zurück. Auf der
gesamten Wegstrecke kannten die Schäfer feste
Haltestationen, wo sie nach alter Tradition willkommen
waren, zwei bis drei Tage auf den Wiesen
der Umgebung die Schafe weideten, sie mit ihrem
Hund übernachten konnten und in der Nähe eine
Wiese zur Übernachtung der Schafe verfügbar
war.
Übergang zu Fader und Schuler
Am 25.5.1880 heiratete Christina Gößler -
zwischenzeitlich Witwe - den Sohn des Sulgauer
Altschultheißen Gottlieb Fader (1824-1893), den
Landwirt und Gemeindepfleger Andreas Fader
(1848-1913). Von den zwei Kindern aus dieser
Ehe war der Sohn Johann Gottlieb Fader (1883-
1937) Uhrmacher, er hielt mehrere Patente für
Erfindungen und zog nach München. Die Tochter
Sophie Fader (1880-1969) übernahm das Haus
und heiratete am 1.8.1911 Gottlieb Schuler
(1882-1959) aus Schönbronn. Dieser war Landwirt
, Bienenzüchter und Fleischbeschauer, arbei-
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