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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/kraez_39/0056
wird diese Begegnung und sein Extra vielleicht
bald vergessen haben. Für mich blieb es zeitlebens
die Erinnerung an seine Person.

Transporthilfe an den Bodensee

Zwei Jahre später, es muss i960 gewesen sein,
sah es für die Zeit der Betriebsferien natürlich
wieder gleich aus. Doch in der verkürzten Fronleichnamswoche
ergab sich für mich eine Gelegenheit
, diesmal ein paar Urlaubstage vorweg
zu nehmen. Wir wollten erstmals mit den beiden
Buben an den Bodensee. Erwin Moser muss
über einen Büro-Buschfunk davon erfahren haben
, denn unvermittelt sprach er mich am Vortag
an und wollte wissen, wie wir denn ohne
Auto dort hinkommen wollten. Meine Antwort
„Mit der Eisenbahn" schien ihm nicht zu gefallen
. Denn kurze Zeit später meldete sich der
Kantinenchef Paul Kopp und sagte, dass er von
„EM" angewiesen worden sei, morgen früh die
Familie Huber an ihren Urlaubsort an den Bodensee
zu fahren.

Wir waren total überrascht, aber auch sehr froh,
denn mit zwei noch kleinen Buben, zwei Koffern,
etlichen Taschen und einem von der katholischen
Jugend ausgeliehenen, großen und schweren aufpumpbaren
Gummi-Sportpaddelboot wäre die
mehrmalige Umsteigerei doch ziemlich kompliziert
geworden. Erwin Moser freute sich erkennbar
, als ich mich bedankte, war dann aber umgehend
gleich wieder an einem anderen Thema. Im
nächsten Jahr hatten wir dann mit einem roten
Käfer ein eigenes Auto.

Den Verkauf nicht verkraftet

Ich habe dann leider noch mitbekommen, wie
sich Erwin Moser für das Alter von seiner viel-
treppigen Villa trennen und dafür etwas weiter
oben ein „bodenebenes Häuschen" bauen wollte.
Unter dem Einfluss seines Freundes Professor
Nothhelfer aus Überlingen wurde daraus jedoch
nach und nach ein Superhaus mit Schwimmbad,
Zimmerflucht und einem riesigen Salon, welches
ihn nach dem Firmenverkauf an Hülsta mehr als
belastete. Etwa zwei Jahre nach meinem Firmenwechsel
habe ich ihn und seine Frau einmal besucht
. Es war frustrierend.

Der Salon war dunkel und ungeheizt, das
Schwimmbad ungenützt und beide saßen vereinsamt
im kleinsten und einzig warmen Raum
des Hauses beisammen und konnten nicht verstehen
, wie das alles geschehen konnte. Dieses
Bild hat mich über Tage und Wochen nicht mehr
losgelassen.

Nun könnte man sagen: So ist das halt! Die erste
Generation baut das Unternehmen auf. Die zweite
kommt zunächst schon, später aber vor allem
dann nicht mehr zurecht, wenn der Unfriede zu
wuchern beginnt. Im Hause Moser war dies der
Fall. Vielleicht hat der Senior durch seine sehr robuste
Art schon frühzeitig dazu nicht nur die
Grund-, sondern auch die Stolpersteine gelegt.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Ehen der
beiden Söhne Fritz und Erwin kinderlos blieben.
Natürliche Nachfolger zwingen ein Familienunternehmen
, nicht nur in die Gegenwart, sondern vor
allem in die Zukunft zu schauen.

Vergeblicher Versuch mit dem Enkel

Bei Moser gab es in den späten 1950er Jahren einen
Versuch, mit Rolf Dieter Helberger aus Frankfurt
einen Enkel des Seniors in die Firma zu nehmen
. Sein Arbeitsgebiet war zunächst das Spanplattenwerk
. Nach etwa zwei Jahren gab er entnervt
auf. Er selbst hatte das Gefühl, in dieser Familie
zerrieben zu werden. Seine Onkels dagegen
meinten, dass er nicht sehr gut geeignet sei. Beide
Seiten hatten nicht ganz unrecht. Aber es hätte
im Laufe der Zeit vielleicht doch noch etwas Besseres
daraus werden können.

Dank

Die Redaktion dankt für die Unterstützung bei der Bildersuche:
Rolf Haizmann, Schramberg; Frieder und Susanne Lemcke,
Oberkirch und Schramberg, Udo Moser-Michel, Braunschweig;
dem Stadtarchiv Schramberg sowie der Schöpflin-Stiftung
Lörrach.

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