Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., M 7946,v
Krebs, Engelbert
Die Mystik in Adelhausen: eine vergleichende Studie über die "Chronik" der Anna von Munzingen u. die thaumatographische Literatur des 13. u. 14. Jahrh. als Beitrag zur Geschichte der Mystik im Predigerorden
Freiburg im Breisgau, 1904
Blatt: 55
(PDF, 13 MB)
Bibliographische Information
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Klosterkultur am Oberrhein

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Die Mystik in Adelhausen. 55

Parallelstellen in Kirchberg und Thöß1). Daß gerade in den
Tagen der Adelheid von Breisach, die zu den ersten Schwestern
in Adelhausen gehörte, Küsse und Umarmungen im mystischen
Leben oft vorkamen, beweist uns die Warnung ihres Zeitgenossen
David von Augsburg, dem derartige Dinge ganz besonders
verdächtig erscheinen, ja unbedingt verwerflich vorkommen,
sobald eine Regung der Sinnlichkeit damit verbunden ist2).

Lange glaubte ich nach einem so absonderlichen Bericht,
wie dem von der Kelterung des eignen Leibes umsonst suchen
zu müssen. Aber selbst dafür fand sich ein Analogon in der
sogar in den Einzelheiten übereinstimmenden Schilderung der
Vision der Eis von Beggenhofen in Oetenbach 3). Woher aber
kommt in die Träume einer Dominikanernonne des 13. Jahrhunderts
dieses Bild? Wir wissen, date in der Messe des Mittwochs
in der Karwoche die Stelle Isaias 63, 2 u. 3 vorkommt
und dal?, in der Messe des Karfreitags und in den Tischlesungen
dieses Tages die Klagelieder Jeremiae, die eine ähnliche Stelle
enthalten, den Frauen zur Betrachtung vorgelegt wurden4).
Der Gedanke von der blutigen Kelter, oft gehört und oft überKusse
seines Mundes. Seine Linke ist unter meinem Haupte, seine Rechte
umfaße mich" (aus dem hohen Lied T, 1), und was in der Agathenlegende
hei Jakoh v. Varazze, der um 1270 schrieh, steht: „lam amplexibus eius
castis adstricta sum, iam corpus eius corpori meo sociatum est" sagt die
Heilige von ihrem himmlischen Verlobten.

') Kirchberg 19, Thöß 59. Hier der Kuß. dort die langdanernde Verzückung
.

'-) Michael 142.

8) Zufällig mitgeteilt bei Sulz er: Geschichte des Klosters Thöß bei
Winterthur in Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich 1904,
Seite 101. Der Beweggrund zu dieser Kelterung ist ein anderer. Sie geschieht
, um die Nonne für den Weingenuß zu büßen!

4) vgl. Brevier der Dominikaner, wie der Kirche überhaupt, und dazu
Amptbuch des Job. Meyer, Diöz.-Arch. XIII, 205. Die Stelle Jsaias f>3,
2 u. 3. „Warum ist rot dein Gewand und sind deine Kleider wie die der
KeltertreterV Die Kelter trat ich allein und aus den Völkern ist niemand
mit mir." Jeremias Threnoi 1, 15. „Die Kelter trat der Herr über der
Jungfrau, der Tochter Sions." Im Brevier steht diese Stelle nicht, dagegen
ward sie wohl bei Tisch gelesen.


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