Freiburger historische Bestände - digital

62 Engelbert Krebs:

Nonne, Mye von Reehershoven, erzählt, die über dem Haupt
einer als reichbegnadet bekannten Schwester eine Krone leuchten
sieht und bei sich spricht: „Ach Herr, willst du der Hoehbe-
gnadeten auch noch die schöne Krone geben? Was soll denn
mir armem Menschen für Ehre werden?" Da sieht sie eine
noch viel schönere Krone auf sich herabkommenx). Hier
schaut doch wohl entweder die heiligste Einfalt oder aber versteckte
Eitelkeit als tiefste Unterlage der seltsamen Vision heraus.

Wenn wir aus Engelthal erfahren, dal;; Reichgart die
Hostie zu einem Kindlein werden sieht, das jeder Nonne nach
ihrer „Würdigkeit" tut, so werden wir dadurch auf zwei
andere Wundergebicte hingewiesen, die weiter unten erst, zu
besprechen sind 2).

Auch bezüglich einer unserer Elsbeth in Zeiten der Not
gewordenen Vision muß ich auf später verweisen8). Dagegen
verdient hier noch ein Vorkommnis Erwähnung, das sich nach
ihrem Tode ereignet haben soll. Sie hat einer Freundin versprochen
, wenn sie zuerst sterbe, ihr nachher zu erscheinen
- eine kindliche Abmachung, die wohl heutzutage noch da und
dort vorkommt. Als sie nun wirklich wiederkommt, klagt sie,
sie müsse leiden, weil sie einmal der Frau von Tuffenstein
nicht sehr empfehlend über Adelhausen geredet. Man solle
doch der Dame sagen, daß der Konvent wie ein Rosengarten
blühe, und wenn auch hie und da Unkraut stehe, so
reute das der Herr durch der anderen Würde.

Jeder einzelne Zug dieser Erscheinung begegnet uns auch
anderswo. "Der Vergleich des Ordens mit einem Blumengarten
— dem Hohenlied entlehnt und den im Marianischen Offizium,
in den Lesungen der Nokturnen, am 15. August z. B., eingestreuten
Stellen desselben angeglichen - - ist damals ganz allge-

') Katharinentbal 167.

-) Siehe unten unter „tta v. Nellenbnrg und unter „Kloster-
Novellen".

;!) vgl. unter „ Klosternovellen."