Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., M 7946,v
Krebs, Engelbert
Die Mystik in Adelhausen: eine vergleichende Studie über die "Chronik" der Anna von Munzingen u. die thaumatographische Literatur des 13. u. 14. Jahrh. als Beitrag zur Geschichte der Mystik im Predigerorden
Freiburg im Breisgau, 1904
Blatt: 65
(PDF, 13 MB)
Bibliographische Information
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Klosterkultur am Oberrhein

  (z. B.: IVa, 130a, IVb, 130b; Achtung: bei Originalseitenzählung "IIII" muss hier "IV" eingegeben werden)



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Die Mystik in Adelhausen. 65

wiesen und aus der Luft gegriffen vor1). Wenn Harnack
wirklich raeinte, die Mystik habe versucht, jene Heilsgewißheit
zu erzeugen, die durch rein subjektives Glauben an die Kraft
des Erlösungstodes Jesu im Sinne Luthers sich ohne göttliches
Zutun im einzelnen Menschenherzen bildet, so wird es
schwer sein, aus dem Kreise der uns hier beschäftigenden
Literatur Denifles Aufforderung gemäß ein einziges Beispiel dafür
zu finden. Eine gewisse historische Begründung aber für
Harnacks Bemerkung mag darin liegen, daß in der Vitenlitte-
ratur so viele Fälle erzählt werden von Sicherungen des ewigen
Lebens auf Grund spezieller Offenbarung2). Die Annahme liege
doch wohl nahe, daß hier oft eine kräftige Phantasie die subjektive
Heilsgewißheit, das subjektive Glauben an die Rettung,
trügerisch als Mitteilung Gottes abspiegelte, weil nach der Lehre
der Kirche eben nur Privatoffenbarung Heilsgewißheit begründen
kann. — Oder will man tatsächlich alle im folgenden aufgeführten
Berichte für ebenso viele Zeugnisse wirklich göttlicher
Privatoffenbarung halten? Da dürfte es dann aber doch geraten
sein, an die Warnung des David von Augsburg zu erinnern
, der sich schon veranlaßt fand, den offenbarungsfrohen,
Mystikern und Mystikerinnen seiner Zeit zuzurufen: „Laßt euch
nicht täuschen! und verwechselt nicht in gehobener Stimmung
beim Gebet das sehnliche Verlangen und die Zuversicht der
Erhörung mit einer wirklich geoffenbarten Erhörung3)!"

Man wird uns jedoch mit einer gewissen Berechtigung
einwenden: Denifle fordert Harnack auf, aus den Schriften der
Lehrer der Mystik den Erweis für seine Behauptung zu bringen.
Ob er das können wird, muß sehr bezweifelt werden. Nur

') Denifle Luther und Luthertum in seiner ersten Entwicklung, quellenmäßig
dargestellt. Band I 1903 Seite 198 f.

-) Denzinger Enchiridion 688 nisi ex speciali revelatione sciri non
potest, qaos Deus sibi elegerit. Conc. Trid. sess. VI, cap. 12; dazu Thomas
S. Th. I, IIae, qu. 112 a. 5. Beides richtig angeführt bei Harnack 1, c.
III, 356 f. u. 614.

3) Michael 148.
Festgabe für Pinke. 5


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