Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., M 7946,v
Krebs, Engelbert
Die Mystik in Adelhausen: eine vergleichende Studie über die "Chronik" der Anna von Munzingen u. die thaumatographische Literatur des 13. u. 14. Jahrh. als Beitrag zur Geschichte der Mystik im Predigerorden
Freiburg im Breisgau, 1904
Blatt: 69
(PDF, 13 MB)
Bibliographische Information
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Klosterkultur am Oberrhein

  (z. B.: IVa, 130a, IVb, 130b; Achtung: bei Originalseitenzählung "IIII" muss hier "IV" eingegeben werden)



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Die Mystik in Adelhauserj. 69

suchung verbunden. Darum sollst du mit großer Demut deine
Büßunge machen. Gehe sofort an dein Gebet und laß dann
Gott dich trösten1)." Wie eine Variation über dies schöne, von
Mechthild von Magdeburg angeschlagene Thema mutet uns das
Leben der herrlichen Frau Mechthild Tuschelin in Adelhausen an.

Was Berchthe von Oberried, die ältere und die jüngere,
Gute Tuschelin und Ita von Nellenburg, Gisel von Umkirch
und Mechthild von Waltershofen auszeichnete: die Vereinigung
des mystischen' Lebens mit dem Tätigen, das mußte
Mechthild erst lernen. Man wählte sie, die in stiller Beschauung
dahingelebt, zur Priorin. Betrübt über diesen Eingriff in
ihr innerstes Leben eilt sie zum Fronaltar, dem Herrn ihr Leid
zu klagen. Da ward ihr die schöne Antwort: „Sei gehorsam
wie Abraham gehorsam war. Dein Gehorsam wird mir noch
werter werden als der des Abraham, — denn jener opferte
seinen Sohn. Du opfere, was in dir ist, — deinen Willen."
Von da ab wandte sie gegen ihre Wahl nichts mehr ein. Sie
ward eine tüchtige Priorin, und wenn es ihr schwer wurde, so
eilte sie vors Kreuz und betete. Und wieder belehrte sie der
Herr: „Willst du wissen, wie man meiner Verlassenheit am
besten dankt? - Durch Verlassen des Eigenwillens!"

Ein andermal betete sie vor dem Tabernakel: „Herr, mich
hast du dazu geschaffen, daß du in mir wohnen sollst, eher
denn in dieser „Büchse"." Und eine dritte Belehrung über
ihre Selbstentäußerung empfing sie als Antwort: „Wenn du
so inhaltlos und leer wirst aller Dinge, wie diese Büchse ledig
ist aller Dinge außer Gott, so will ich in dir wohnen, wie in
dieser Büchse!"

So arbeitete die starke Frau in Betrachtung und Selbstzucht
an der Überwindung der sündigen Neigungen ihrer Natur;
da zeigte ihr ein Gesicht, daß sie ihr Herz auch noch von der
letzten ungeordneten Liebe freimachen sollte, die dasselbe erfüllte
: sie sah nachts im Traume, daß aus ihrem Kästchen ihr

l) Greith 19. Der altdeutsche Text bei Mechthild 171.


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