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Krebs, Engelbert
Die Mystik in Adelhausen: eine vergleichende Studie über die "Chronik" der Anna von Munzingen u. die thaumatographische Literatur des 13. u. 14. Jahrh. als Beitrag zur Geschichte der Mystik im Predigerorden
Freiburg im Breisgau, 1904
Blatt: 71
(PDF, 13 MB)
Bibliographische Information
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Klosterkultur am Oberrhein

  (z. B.: IVa, 130a, IVb, 130b; Achtung: bei Originalseitenzählung "IIII" muss hier "IV" eingegeben werden)



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Die Mystik in Adelhausen. 71

Da sie, SOjährig zur Priorin erwählt, wegen des Verlustes ihrer
mystischen Ruhe in große Betrübnis geriet, da erschien ihr
Christus, als er war um 30 Jahr, tat 3 Schritte vor ihr und
sagte: „du sollst in meine Fußstapfen kommen1)!" Ähnliche
Legenden gingen in den Konventen zu Engelthal, Kirchberg und
Katharinenthal um 2).

Natürlich hat die wunderfrohe Klosterüberlieferung auch
Wundersames von einer so trefflichen Frau, wie Mechthild
Tuschelin war, zu erzählen gewußt. Als sie einmal vom Tische
des Herrn kam, sah eine Schwester aus ihrem Munde ein
Licht leuchten wie Sonnenschein, und ein andermal hatte
sie Gott in ihrem Herzen „so fröhlich", daß all ihr Leib
durchsichtig ward und man sie „nicht eneiden mochte".
Und man mußte sie 3 Tage lang einschließen.

Das Aufleuchten des Antlitzes, das Durchsichtigwerden
und Flimmern des Leibes wie Krystall ist in unsern Wunderberichten
so ganz alltäglich, daß man sich fragen muß: Wo
soll man anfangen mit den Parallelerzählungen und wo aufhören
? Trotzdem schreibt Schiller, der Bearbeiter des mystischen
Lebens in Thöß: ..Das Neue, was die Nonnen zu Thöß (!)
zum Eckardschen (!) Gnadenbegriff hinzubrachten, war das für
die Augen sinnlich Wahrnehmbare, und dieses Sichtbare ist
Licht — Leuchten" 3).

Schon bei Seuse4) hätte Schiller das Leuchten des Änt-

l) Engeltbai 36.

'-') Engelthal 27, Kirchberg 4, Katharinenthal 156.

:!) Thöß 46 u. 49 ff. Man wird doch kaum mit Schiller von
einem neuen „Eckardschen Gnadenbegriff" reden können. Man kann ebensowenig
mit ihm sagen, daß Mechthild von Magdeburg zuerst die Lehre
von der Erkenntnis die „von gnaden" sei, aufgebracht habe. Schon in
bessern Kompendien der Geschichte der Philosophie kann man sich darüber
orientieren, daß die „Erkenntnis von gnaden3 bei allen Theologen, jedenfalls
schon vor Mechthild bekannt ist. Vgl. z. B. bezügl. Bernhards und
der Viktoriner Überweg-Hei nze Grundriß iL § 26. Siehe auch „cog-
nitio gratuita'1 bei Bonaventura Expositiones in 4 libros sententiarum
3, d. 13 a, 2 qu. 3 concl.

') Seuse 220. Denifle fügt kein Wort der Erklärung bei.


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