Freiburger historische Bestände - digital

72 Engelbert Krebs:

litzes finden können; bei Anne von Ramswag, Mechthild von
Eschenz und Mye von Rechershofen in Katharinenthal haben
wir den krystallen glänzenden Leib, in Kirchberg strahlt der
Schwester Irmgard Licht aus Mund und Antlitz, ebenso der
Wilburg von Rotweil; Heilwig von Herrenbergs Leib aber
ward klar und glänzend wie die Sonnex). Man braucht nur
an die Schilderungen vom Aussehen des Heilands auf Tabor
oder des Osterengels am Grabe zu denken; man rufe sich die
Lehre vom verklärten Leib ins Gedächtnis2), und man wird
begreifen, daß man es mit einer Übertragung des Zustands der
Seligen auf die Seele der im Leibe schon Heiligen zu tun hat.
Eine Vision in Kolmar scheint wenigstens sehr dafür zu
sprechen, denn dort sieht eine Schwester den Leib einer Verstorbenen
ganz aus Krystall gefertigt im Grabe liegen, und in
dem Leib spielt als Fünkchen die Seele3).

Aber schon vor der Zeit unserer Vitensammlungen findet
sich das Licht als Zeichen hoher Begnadigung in der
Geschichte der heiligen Königstochter Margaret, Schwester
Predi gerordens 4), in der Johanneslegende bei Jakob v. Varazze 5),
in den Vitae fratrum6) und im Lebensbild der Ludgard von
Tongern, das Thomas v. Ghantimpre geschrieben hat7). Etwas
Neues, das die Nonnen zu Thöß erfunden, haben wir also
sicherlich hier nicht vor uns.

5. Gisela von Umkirch.

Adelheid von Trochau in Engelthal hatte einen Bruder,
dessen Frau mehrere tote Kinder gebar. Da sagte sie zu dem
Bruder: „Gott straft dich ob deiner ehelichen Untreue. Tue

l) Katbarinenthal 156, 161, 176. Kirchberg 4, 6, 9, 18.

-) vgl. Seuse 375 Amkg. 5. Dazü Legenda aurea: De adventu
Domini: Deus dividet calorem a splendore et totum calorem mittet ad re-
gionem damnatorum et totum splendorem ad regionom beatorum.

3) Unterlinden 88. *') Greith 362. B) Legenda aurea 62.

6) Vitae fatrum 63. 7) Michael 163.