Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., M 7946,v
Krebs, Engelbert
Die Mystik in Adelhausen: eine vergleichende Studie über die "Chronik" der Anna von Munzingen u. die thaumatographische Literatur des 13. u. 14. Jahrh. als Beitrag zur Geschichte der Mystik im Predigerorden
Freiburg im Breisgau, 1904
Blatt: 74
(PDF, 13 MB)
Bibliographische Information
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Klosterkultur am Oberrhein

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74 Engelbert Krebs:

Aus diesem letzeren dem mystischen Leben sind
uns einige bemerkenswerte Züge erhalten. Sie ward einst so
von der Süßigkeit der Gnade durchschauert, daß sie
zu sterben vermeinte, wenn sie sich nicht ausspräche.
So fand sie eine Laienschwester, der sie nun ihren Zustand
schilderte. Aber es geht ihr wie allen Mystikern:
sie fügt schließlich bei: „Was ich gesagt, das ist neben der
Wirklichkeit wie ein Körnchen neben einem Weizenhaufen von
der Höhe des Brunnberges (Brombergkopf bei Adelhausen)."

Ganz ebenso konnte in Unterlinden Hedwig von Logeln-
heira nicht verhehlen, was immer ihr Großes geschah, sie
ffiuste es erzählen, um sich zu erleichtern '-). Gertrud von Sachsen
ebendort mußte sich die Kleider vor den Mund drücken,
um nicht zu schreien3). Das sind hübsche Illustrationen zu
den Worten des Lamprecht von Regensburg, womit dieser um
1250 sein Mißtrauen gegen die vielen mystischen Erscheinungen
in Frauenklöstern ausdrückt: „Hat ein Mann die mystische
Kunst, so kann er sie vor den Leuten weit besser verhehlen,
als ein weichherzig Weib, das vor Ungebärde ihren Leib nicht
stille halten kann in der Zeit der Gnade. Wenn ihnen nur
ein Gnadelein Bringt einer kleinen Freude Schein, Tun sie
gleich solchen, die da toben; Das will ich nicht an ihnen loben4)."

Bei Gisela von Umkirch war die Wirkung der geistigen
Vorgänge auf den Leib überhaupt immer sehr groß. Wenn

*) Die Süßigkeit ist in unsern Berichten wörtlich zu nehmen. So
heißt es von Lucia von Snabelburg, sie empfinge Süßigkeit im Mund,
wie von einer Honigwabe (Adelhausen 172), und ganz ebenso wird es
erzählt von Gertrud von Hattstadt in Unterlinden 377, Kunigund
von Rottweil und Hildeburg in Kirchberg 8 u. 9, wo immer der
süße „Honigschmack" in Mund und Schlund betont wird. Über den Duft
der Süßigkeit vgl. neuestens: „Hochland" 1904 Aprilheft „Kleine Bausteine
". Derselbe ist bei den Dominikanern des 13. Jhdts. durch die
Dominikuslegende völlig eingebürgert. vergl. Dietrich v. Apolda
A. S. 612, der ihn aus den Zeugen vom Kanonisationsprozeß übernommen,
vgl. ferner Unterlinden 138 u. Katharinenthal 161.

2) Unterlinden 136. 3) Unterlinden 371 f.

4) Michael 149.


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