Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., M 7946,v
Krebs, Engelbert
Die Mystik in Adelhausen: eine vergleichende Studie über die "Chronik" der Anna von Munzingen u. die thaumatographische Literatur des 13. u. 14. Jahrh. als Beitrag zur Geschichte der Mystik im Predigerorden
Freiburg im Breisgau, 1904
Blatt: 77
(PDF, 13 MB)
Bibliographische Information
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Klosterkultur am Oberrhein

  (z. B.: IVa, 130a, IVb, 130b; Achtung: bei Originalseitenzählung "IIII" muss hier "IV" eingegeben werden)



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Die Mystik in Adelhausen. 77

Genuß von Wein und lustlichen Speisen unmöglich machte1).
Einsam im Krankenzimmer am Klosterfriedhof liegend, betete
sie ohne Unterlaß für die armen Seelen. Da bedarf sie
eines Tages einer Handreichung und es ist niemand da, der
sie ihr leiste. Plötzlich hört sie ein großes Getümmel im
Zimmer und, als sie aufschaute, sah sie eine Menge nur kindergroßer
Gestalten in weißen Hemdlein, die ihr dankbar
von der hülfreichen Kraft ihres Gebetes erzählen und ihr den
Liebesdienst leisten, dessen sie bedarf.

Daß die Seelen als Kindlein kommen, liegt in der Art,
wie man in jener Zeit sich die Seelen vorstellte und abbildete 2).
Daß aber überhaupt die Verstorbenen denen, die für sie beteten,
oft erschienen sein sollen, haben wir schon oben erfahren3).
Auffallend an unserer Geschichte erinnert der Besuch der armen
Seelen am Krankenbett der Mechthild Huserin in Katharinenthal1
). Am originellsten ist jedenfalls die Geschichte der Adelheid
Rilterin in demselben Kloster, welche jeden Tag ein Gebet
für die Verlassenste unter den armen Seelen verrichtete. „Und
da einer Nacht ward, da kam was zu ihrem Bette und griff
auf sie. Da sprach sie: „Ach! Was bist du?" Da antwortete
es ihr und sprach: „Ich bin eine Seele und will dir des Guten
danken, das du mir getan." Sprach sie: „Was für ein Mensch
warst du?" Da sprach die Seel': „Ich war ein Bürger in
Ninive und bin die elendeste Seele gewesen im Fegfeuer
, und von deinem Gebet nun bin ich erlöst von aller
Pein und bin auf dem Wege des ewigen Lebens5)."

Daß Adelheid Geishörnlin lang vor ihrem Tode ihres
Heiles gesichert ward, haben wir oben schon erwähnt11).

') Uber die aszetische Abstinenz von Wein u. lustlichen Speisen
siehe unter: „Gesamtdarstellungen."

-) vgl. darüber im Nächstfolgenden.

;i) vgl. unter „Eis. v. Falkenstein", ferner Mechthild 35. Dann
Engelthal 40, wo auch die armen Seelen als Kindlein kommen.
Thüf3 82, wo Schiller einiges Material zusammenstellt.

') Katharinenthal 180. 5) ebenda 160.

6) oben unter „Ita v. Nellenburg".


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