Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., M 7946,v
Krebs, Engelbert
Die Mystik in Adelhausen: eine vergleichende Studie über die "Chronik" der Anna von Munzingen u. die thaumatographische Literatur des 13. u. 14. Jahrh. als Beitrag zur Geschichte der Mystik im Predigerorden
Freiburg im Breisgau, 1904
Blatt: 82
(PDF, 13 MB)
Bibliographische Information
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Klosterkultur am Oberrhein

  (z. B.: IVa, 130a, IVb, 130b; Achtung: bei Originalseitenzählung "IIII" muss hier "IV" eingegeben werden)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/krebs1904/0046
S2 Engelbert Krebs:

Ganz Sonderbares erlebten jene Nonnen, welche ihre
Seelen zu schauen gelüstete. Sie sahen ihren Leib sich öffnen oder
aber von der Brust an aufwärts krystallen werden und erblickten
nun darin die Seele. Und zwar sind es zweierlei Bilder, unter
denen diese dem Auge erscheint. Die einen schauen sie im Anschluß
an die ikonographische Darstellung als Kindlein. So hat
schon der fromme Künstler der Externsteine sie abgebildet1), so
ist sie z. B. am Freiburger Münster im Tod Mariens am südlichen
Eingang des Ghorumganges dargestellt, so sieht bei Caesariiis
ein Mönch seine eigne Seele, so erblickt bei einem Blick in
sich selbst Berchthe von Oberried dieselbe und zwar im Spiel
mit einem andern Kindlein, das den ewigen Gott versinnbildet,
eine Geschichte, die genau ebenso von Anna von Bamswag in
Katharinenthal erzählt wird2). Daß die armen Seelen als
Kindlein kommen, ist schon früher gesagt worden. Neben dieser
Kindleinvorstellung aber erscheint jene, in der die Seele als
Licht geschaut wird. Die Geläufigkeit dieses Gedankens an
sich wie in seiner Spezifizierung, wo das Licht Kugelgestalt
annimmt, ist jedem, der nur einmal Dante gelesen, bekannt.
Wie dort die verklärten Seelen als leuchtende Sternenkugeln
ihre himmlischen Kreisbahnen durchschweben, so erscheinen
in der Vision unserer Nonnen die Seelen, wenn sie in ihrer
Würdigkeit vor Gott geschaut werden, krystallhell und als
leuchtende Kugeln 3).

tbal 11. Katharinenthal 155 u. 162. Hier ausdrücklich das Bild erwähnt
. Kraus, Gesch. d. christl. Kunst II, 306 sagt, daß diese Szene
selten und wohl erst zu Ausgang des Mittelalters und später dargestellt
worden sei.

J) Jesu Seele als Kind auf Gottes Arm. vgl. Kraus II, Fig. 155.

') Caesarius VIII, 93, ähnlich XI, 8. Adelhausen 171. Dazu
vgl. Seuse 32 und Katharinenthal 177.

:i) Adelhausen 174. Reinlind von Villingen will ihre Seele
vor Gott sehen. Sie erscheint krystallhell und birgt in sich die Gottheit^
leuchtend wie ein Licht. Kirchberg 11 u. 19. Thöß 68. Schiller glaubt
hier ein speziell Thössisches Bild vor sich zu haben.


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