Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., M 7946,v
Krebs, Engelbert
Die Mystik in Adelhausen: eine vergleichende Studie über die "Chronik" der Anna von Munzingen u. die thaumatographische Literatur des 13. u. 14. Jahrh. als Beitrag zur Geschichte der Mystik im Predigerorden
Freiburg im Breisgau, 1904
Blatt: 89
(PDF, 13 MB)
Bibliographische Information
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Klosterkultur am Oberrhein

  (z. B.: IVa, 130a, IVb, 130b; Achtung: bei Originalseitenzählung "IIII" muss hier "IV" eingegeben werden)



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Die Mystik in Amelhausen. 89

einer Nonne erzählen, bei der zu den Schmerzen der Wundmale
auch noch eine wirkliche Wunde in der Herzgegend getreten
sei1).

8. Berchthe Vinkin.

„Die Tochter Sion fühlte, daß sie lieben muß, und entsandte
deshalb die Erkenntnis, nachzuforschen, ob sie in der
Welt nichts fände, das sie lieben könnte. Endlich fand sie
den König — Gott." Dies ist der Vorwurf eines mystischen
Liedes, das im 13. Jahrhundert nicht weniger als dreimal dichterisch
behandelt wurde und auch in unseren süddeutschen
Dominikanerinnenhäusern gern gelesen wurde2). Den Einfluß
dieser Lektüre spürt man deutlich an der Chronik der Anna
v. Munzingen, wenn sie über Berchthe Vinkin schreibt: „Diese
Schwester kam in großem Ernste zum Kloster und hatte niemand
, von dem sie eine Liebe hätte. Das tat ihr sehr weh."1
Sie klagte es dem Herrn am Kreuze und fand in ihm den,
der allein zu lieben und der ihr verspricht, ihr Trost in allen
Leiden zu sein.

Den Trost sollte sie bald nötig haben, denn sie erkrankte
schwer. Die Art, wie ihr derselbe erteilt wurde, ist jedoch
wieder, wie fast alle unsere Adelhausergeschichten, ab- und
vorgebildet in den allmählich zum Überdruß oft aufgezählten
Vitensammlungen und vorausgehenden Legenden. Maria er-

') Adelhausen 16$: Lucia Löscherin. Thöß 83 f.: Mechthild
v. Stanz. Die Stigmatisation ist, nachdem Francesco d' Assisi
sie empfangen, rasch Gemeingut der Legendensammlungen geworden. Vgl.
Christine von Stommeln und Lucardis von Oberweimar (letzterer Leben 1899
in Analect. Bollandiana 1899 ed.). Michael 165 f. u. 174.

2) Michael 146 ff. Karl Ried er veröffentlichte deutsche Bruchstücke
davon aus Unterlinden in Zeitschr für hochdeutsche Mundart I,
1900, 81 ff. Michael 168 Amkg. 2 macht darauf aufmerksam, daß er in
Zeitschr. für kathol. Theologie 1901 die Bruchstücke als zur Tochter Sion
gehörend erkannt habe, übersieht aber, daß dies schon im selben Jahrgang
I der erstgenannten Zeitschrift 100 Seiten nach Rieders Arbeit von
Strauch gesagt worden ist.


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