Freiburger historische Bestände - digital

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Engelbert Krebs:

nenden Schwester hin und wieder erzählt. Sie hat aller Dinge
vergessen außer Gott1). Diesen aber sieht sie mit inwendigem
und auswendigem Gesicht. Von dem Schauen
Gottes mit inwendigem Gesicht ist ihr eine adäquate Schilderung
in menschlicher Sprache unmöglich2). Die Seele „legt
sich dabei in Gott" und weife dann alle Dinge in Gott.
Das ist die Cognitio matutina des Augustinischen Genesis-
coramentars, welche den Scholastikern zugleich die clereinstige
visio beatifica bedeutet und die hier in der intellektuellen Vision
in mystischer Weise antizipiert wird8). Die Seele schaut
dabei, wie sie alle Dinge sieht, so auch Gottes heiligste Geheimnisse
, weiß, was ihm an Nonnen zumeist mißfällt, hat
Kenntnis von der heiligsten Dreieinigkeit und von der Reinheit
der eigenen Seele vor Gottes Auge. Doch, wie gesagt, vermag
Elsbeth dafür den richtigen Ausdruck nicht zu finden, sie
könnte darüber nur reden in den Stunden, wo sie voll Gnaden
ist. „Denn nur wenn der heilige Geist bei mir ist, lehrt er
mich alle Dinge1)."

') vgl. Seuse 48 u. 54. Ferner in Adelhausen 171. Berthche
von Oberried die Jüngere, die 36 Jahre sich nur mit Gott u. seiner hl.
Mutter abgegeben. Ähnlich Irmgard in Kirchberg 14, die ganze 6 Wochen
keinen Augenblick von der Liebe Gottes gewichen ist.

2j vgl. Michael 211 über intellektuelle Visionen: „Nach derartigen
Zuständen stellt sich naturgemäß das Unvermögen ein, den Gegenstand der
Beschallung in klaren Worten wiederzugeben. Personen, welche in dieser
Weise bevorzugt werden, wiederholen dann das Wort dos Apostels: Kein
Auge hat es gesehen, kein Ohr gehört etc. Beispiele dieser Art finden
sich selten und nur bei den demütigsten Seelen. Zu ihnen gehören der
selige Hermann Joseph, die hl. Gertrud und die beiden Mechthilden."

:<) vgl. z. B. Bonaventurae: Expositiones in libros sententiarum
2 d. 4 a. 3 q. 1 concl. In Verbo dupliciter dicitur cognoscere uno modo
perfecte scilicet speculando et intuendo ipsum Verbum et in ipso alia et
baec cognitio facit beatos. Ferner 2 d. 23 a. 2 q. 3 concl. Besonders ausführlich
hat Dietrich von Freiburg in seiner Lehre vom Intellectus agens
und von der visio beatifica diese Frage behandelt. Hier ist auch der Hinweis
auf Augustin sehr betont.

4) Die Trinität sieht in unaussprechlicher Weise eine Cistercienser-
nonne, die am Sonntagmorgen nach der Prim lang darüber betrachtet
hatte. Caes. VIII, 39. Mit auswendigem Gesicht, das heißt in bildlicher