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§6 Engelbert Krebs:
sie durch den Chor ging und hatte einen wonniglichen Mantel
an und war stark wie eine Frau, die schier eines Kindleins
genesen soll. Und am Morgen, am Weihnachtstag ward sie
aber gesehen im Chore unter dem Konvent und trug ihren
Sohn an ihrem Arme und bot ihn jeglicher Schwester sonderlich
. Sie ward auch mehrmalen gesehen, daß sie etwann
unter dem Salve Regina1) durch die Stühle ging und neigte
jeglicher Frau nach ihrer AVurde2)."
Um mit dem letzten anzufangen, sei erwähnt, daß Caesa-
rius den Rundgang Maria durch den Chor und die Begrüßung
der Brüder nach ihrer Würde aus Himmerode erzählt:!), daß
das Erscheinen der Himmelskönigin unter dem abendlichen
Salve Regina schon durch Jordanus, den zweiten Ordensmeister,
berichtet wird und natürlich in Vitae fratrum an verschiedenen
Orten wiederkehrt4). Es darf uns also auch nicht wundern,
daß die Erscheinung in Kirchberg und Unterlinden wiederkehrt •"').
Die Weihnachtserzählung, deren erster Teil wohl in der
wiederholt und mit sehr plastischen Ausdrücken im Brevier
der Weihnachtsvigil gefeierten Schwangerschaft der heiligen
Jungfrau ihre Erklärung findet6), wird in ihrem zweiten Teil
zuerst ans Clugny berichtet7), dann kommt sie im Chor zu Himmerode
wieder vor*), weiterhin bei Mechthild "), endlich in ver-
') wird jeden Abend nach der Komplet im Chor gesungen.
-) Adelhansen 177.
3) Caes. VII, 12 (Kaufm. 53, 45), ähnlich VII, 18 u. I, 35. Eine
besonders auffallende Übertragung aus Caes. VII, 14 in die Dominikus-
legenden hat Reichert Vitae fratrum 43 schon festgestellt.
4) A. S. 557 u. Vitae fratrum 60, 61, 214 u. sonst.
5) Kirchberg 3 u. 18, ähnlich Unterlinden 201.
fi) Dominikanerbrevier: Lektion I u. II der Mette, Antiphon zum
Benediktus am Vortag v. Weihnachten. Antiphon und besonders 3. Strophe
des Hymnus der ersten Vesper des Weihnachtstages.
7) Leg. aurea 46.
8) Caes. VIII, 5 (Kaufmann 53, 47), ähnl. VIII, 3 u. 7.
H) Mechthild 273.
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