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Die Mystik in Adelhausen. 101
Bedeutung unserer Adelhäusener Chronik und der oft genannten
Vitensammlungen überhaupt machen zu können. Daß sie eine
Menge kultur- und kunsthistorisch interessanter Exkursionen
anzuregen vermögen — abgesehen von theologiegeschichtlich
bedeutenden Fragen —, hat der Verlauf unserer Kommentierung
ja gezeigt. Aber auch für die Geschichte der Mystik im Predigerorden
speziell liefert die Vergleichung der sämtlichen Vitensammlungen
unter sich auf dem Hintergrund der zeitgeschichtlichen
Literatur der Dominikaner und Dominikanerinnen reichliche
Ausbeute.
Wohl muß man sich der Warnung Denifles, nicht alle
Visionen für Illusionen und Erzeugnisse einer kranken Phantasie
zu halten ebenso bewußt bleiben, wie der ernstschönen
Worte aus der Nachfolge Christi: „Der innere Mensch ist es,
den der Herr oft heimsucht. Da wohnt er gern, mit ihm hält
er freundliche Zwiesprach, ihm schenkt er lieblichen Trost und
die Fülle des Friedens, mit ihm geht er so vertraulich
um, daß sich Himmel und Erde nicht genugsam darüber
wundern können 2)." Man muß auch immer bedenken,
daß der Historiker mit der Erforschung der wahren Mystik
sich auf ein Gebiet begibt, auf dem er, wenn er nicht selbst
ein Mystiker ist, sich immer fremd fühlen wird, daß er also als
Unkundiger an das zarteste Verhältnis zwischen der gottminnen-
den Seele und ihrem Schöpfer zu rühren wagt; man darf auch
ferner nicht vergessen was die vorliegende Untersuchung
hoffentlich hat bestätigen können —, daß die Klöster, in denen
wir Umschau gehalten, Pflegestätten heiligster Selbstüberwindung
und Frömmigkeit gewesen — an Frauen wie Mechthild
Tuschelin und manche der andern werden wir immer nur mit
größter Ehrfurcht denken können —: aber das eine wird doch
als Resultat bestehen bleiben: die Vitensammlungen tragen in
x) Vorwort zum I. Band der „Deutschen Schriften des seligen Heinrich
Seuse" pag. XIV.
*) Im. Chr. II, 1.
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