Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., M 7946,v
Krebs, Engelbert
Die Mystik in Adelhausen: eine vergleichende Studie über die "Chronik" der Anna von Munzingen u. die thaumatographische Literatur des 13. u. 14. Jahrh. als Beitrag zur Geschichte der Mystik im Predigerorden
Freiburg im Breisgau, 1904
Blatt: 102
(PDF, 13 MB)
Bibliographische Information
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Klosterkultur am Oberrhein

  (z. B.: IVa, 130a, IVb, 130b; Achtung: bei Originalseitenzählung "IIII" muss hier "IV" eingegeben werden)



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102 Engelbert Krebs:

ihrer Anlage wie in ihrem Inhalte nicht gar so sehr die Merkzeichen
des Einflusses zeitgenössischer als Mystiker berühmter
Prediger, als vielmehr die unverkennbarsten Spuren der Wundergeschichten
, die man in Dominikanerkreisen gern erzählte
und die man schöpfte aus der Legenda aurea, den Vitae frä-
trum, den jüngeren Dominikuslegenden und endlich aus den
Erzählerkreisen des Thomas v. Chantimpre, des Gaesarius von
Heisterbach und verwandter Seelen.

Die Einflüsse sind manchmal so unverkennbar, daß
die einfache Herübernahme aus derartigen Schriften sofort
klar ist. Wir brauchen indes hierbei durchaus nicht von vornherein
anzunehmen, daß die Verfasserinnen der in Rede
stehenden Werke die Entlehnung immer bewußt gemacht
hätten. Die Sache hat oft einen einfachen Erklärungsgrund.
Die Frauen hatten für vieles als einzige Quelle nur die mündliche
Tradition, die sich im Kloster von Jahrzehnt zu Jahrzehnt
vererbte, und sie schrieben dieselbe, wie ausdrücklich vermerkt
wird, oft erst nieder, „als die Mehrzahl der Frauen, die alles
wußten, schon tot war" 1). Sie machten es hierbei nicht
anders, als ihre Vorbilder Dietrich von Apolda, Gerard von
Fracheto, Jorclanus und Gaesarius und sie durften vielleicht
mit diesem Letztgenannten sagen: „Gott ist mein Zeuge, daß
ich nicht ein einzig Kapitel selbst erfunden habe. Wenn also
einiges in meinen Schriften nicht mit der Wirklichkeit stimmt,
so liegt die Schuld an meinen Gewährsleuten, nicht an mir2)."
Geschichten wie die unter „Klosternovellen" aufgeführten mag
Anna von Munzingen in ihren jungen Tagen oft gehört haben
— als sie nach langen Jahren daran ging, ihre Aufzeichnungen
zu machen, weil im Kloster die Erinnerung an den Eifer der
ersten Schwestern und an ihre wunderbaren Erlebnisse zu verblassen
begann, da war's ihr, als hätte sie dieselben als Adel-
hauser Vorgänge erzählen hören.

J) vgl. Adelhausen 189. Thüfä siehe Greith 300. ünterlin-
rlen 37, 156 f„ 206 u. 270. Caesarius 2. Jordanus A. S. 545. Vitae
fratrum 1 ff. Dietrich v. Apolda A. S. 563. 2) Caesarius 2.


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