Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 98/1280
Lebendiges Freiburg: zwischen Tradition und Fortschritt; zum 30jährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild
Freiburg im Breisgau, 1997
Seite: 32
(PDF, 15 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/lebendiges_freiburg/0034
Portrait einer Straße

Man hat mir für meine Erzählung fünfzehn Blätter (Platz) eingeräumt. Also kann es sich nur um
eine Skizze handeln oder soll ich es vielleicht am besten mit einem Porträt umschreiben? Der
Künstler fängt bei diesem Text einmal mit einem Hintergrund an. Und wie sähe dieser in meinem
Fall aus? Er bestünde ganz einfach aus wunderschönen satten, grünen Bäumen, die sich
im Herbst gelb und rot einfärben. Dazwischen die hereinfallenden Sonnenstrahlen - wie bei
einem Impressionisten - die am Boden noch allerhand Muster aus Schatten und Licht entwerfen
, manchmal sind es Kringel oder Tupfer mit Zacken. Und jetzt kommen die Umrisse dieses
Porträts. Bei einem Menschen wären es sein Profil oder sein volles Gesicht. Und bei mir sind es
die Umrisse der Häuser, die besonders nächtens sich vom verblassenden Himmel abgrenzen,
um in der weiteren Nacht nur noch schemenhaft manchmal auch geisterhaft sich vom Leben
zurückzuziehen. Und spätenstens jetzt merkt mein lieber Leser, daß es sich nicht um das Porträt
einer alternden Dame handelt, sondern um dasjenige einer nicht minder alten, ehrwürdigen
Strasse. In ihr stehen noch die Häuser, wie sie vor über hundert Jahren dort errichtet wurden. Es
war die Zeit des sogenannten Historismus. Die Architekten holten sich aus längst vergangenen
Jahrhunderten die schönsten Schmuckstücke der Gotik, der Klassik oder der Renaissance und
versetzten sie in den Hausbau. Es war eine Zeit der Wohlhabenheit zwischen 1870 und 1914,
der sogenannten Gründerzeit. Die heraufkommende Industrialisierung brachte durch die Erfindungen
Reichtum ins Land und Beschäftigung. Zudem wurde Freiburg schon damals als saubere
Stadt gepriesen, und so wunderte es niemand, als in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts
beim Ausbruch von Cholera in Hamburg dortige Bürger beim hiesigen unvergesslichen
Oberbürgermeister Winterer (1888-1913) an die Tür klopften und um Grundstücke zur Besiede-
lung baten. Dieser Wunsch wurde erfüllt, und jetzt wissen es noch mehr Bobbele, daß es sich
dabei um die Erschließung der Goethestraße handelt. Die Hamburger suchten sich begabte
Architekten, die ihnen wohnliche Häuser errichteten. Wenn ich z.B. im Adressbuch des Jahres
1903 unter den 45 Architekten nachsuche, finde ich auch das Architektenbüro Walter und
Jakob u. Co. Diese Architekten gehörten zu jener Gruppe von Unternehmer-Architekten, die
sich an Baufirmen beteiligten und gleichzeitig Baugrundstücke aufkauften. So ist aus dem
Adressbuch 1889 bereits zu sehen, daß ihnen die Grundstücke 13, 15 später auch 17, 19, 21
und 23 und Baslerstraße 17 gehörten. Hier entstanden immer Doppelhäuser, ein häufiges Charakteristikum
der Goethestraße. (Vgl. hierzu Ortscharakteristik, Informationen zur Denkmalerfassung
von Dr. Leo Schmidt und Buch: Freiburg i. B., die Stadt und ihre Bauten von 1898 im
Stadtarchiv).


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