http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/lebendiges_freiburg/0035
Das Doppelhaus Nr. 17/19 zählt zum Musterbeispiel Niederländischer Renaissance.
Gegenüber hat Architekt W. Meers eine weitere Doppelvilla errichtet. Das Haus Nr. 10 krönte
damals ein wunderschöner kassettenhafter Turmaufsatz, der leider verschwunden ist. Im
Adressbuch von 1889 werden die Nr. 14, 16, 18 und 20 alle als Bauplätze dieses Architekten
ausgewiesen. Ob er auch der Erbauer der dort errichteten Häuser war, konnte ich bis jetzt leider
nicht herausfinden.
Die Häuser weisen klassizistische Bauelemente auf. Auch der Architekt Rudolf Schmid (Gebr.
Schmid) erbaute eine Doppelvilla, nämlich Nr. 50 und 52, welche zusammen die Ecke Goethe-
straße/Lorettostraße abschließen. In Nr. 50 lebte er selbst mit seiner Familie. Die Fassaden sind
im Charakter der deutschen Frührenaissance aus rotem Pfälzer Sandstein mit Verputzflächen
errichtet. Der Sockel besteht aus Kalkstein (entnommen aus dem Buch: Freiburg und seine Bauten
S. 626). Foto im Buch und Grundriss. Dieser Architekt hatte auch einen Spitznamen. Sein
Grundstück zierte nämlich ein Zaun, der aus lauter aufrecht stehenden Sonnenblumen aus
Schmiedeeisen bestand. Daher hieß er allgemein: Der Sonnenblumenschmid. Der Zaun steht
glücklicherweise heute noch.
Dem Architekt Oskar Geiges sind die Häuser Nr. 37 und 39 zu verdanken. Das Fundament
besteht aus Sandstein, die Stockwerke aus Backstein und die Fassade aus rotem Sandstein. Was
am Haus Nr. 37 besonders hervorsticht, ist der aus Sandstein gemeißelte Kopf des Dichterkönigs
Wolfgang Goethe, der ja der Straße den Namen gegeben hat. Kein anderes Haus erinnert an
ihn.
Die Architekten Geis und Bauer müssen auch zu den risikofreudigen Architekten gehört haben.
Sie schufen ausser Nr. 20 die Häuser Nr. 44 und 46. Das Haus Nr. 46 stand 2 Jahre leer, ehe es
einen Käufer im Jahr 1897 fand. Es war damals bereits bezugsfertig. Es lastete auf ihm allerdings
eine grössere Pfandschuld. Das Haus bestand aus Klinkern, es hatte einen schönen Erker und
schlichte klassische Fensterelemente. Es wurde ein Opfer der Jagdbomberangriffe aus Frankreich
und ging am 21. Feburar 1945 als einziges Haus in der Goethestraße unter.
Nun haben wir erst einmal das äußere Porträt dieser Straße entworfen. Nun stellt sich doch
noch die Frage: und was verbirgt sich hinter dieser Ansicht? Wer hat denn in diesen Häusern
gewohnt und welche Schicksale haben sich in ihnen abgespielt? Da helfen nun wieder die
Adressbücher. Es fällt auf, daß die Goethestraße - abgesehen von ihren einstmaligen Erbauern -
in der Folgezeit das bevorzugte Wohngebiet der Universitätsprofessoren war. Da lesen wir
Namen wie J. v. Kries, Geh. Hofrat, dessen Tochter Schriftstellerin wurde, und Ernst Fabricius,
der Archäologe, welcher das Institut für Altertumsforschung leitete und Bevollmächtigter für die
Reichslimesforschung war, Dr. Robert Suchier, Neurologe, Georg Böhm, der beim Wiederaufbau
der Universität nach 1945 eine bedeutende Rolle gespielt hat. Weiter Prof. v. Schulze Gaevernitz
und später Prof. Spemann (Zoologe). Nicht zu vergessen Prof. Merkel für röm. Rechtsgeschichte,
der noch zu meiner Studienzeit während des 2. Weltkrieges lebte und Waldemar v. Rohland. Zu
verzeichnen sind weiter Bewohner, hinter deren Namen sich nur noch die Bezeichnung „Privat"
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