Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., TM 98/1280
Lebendiges Freiburg: zwischen Tradition und Fortschritt; zum 30jährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft Freiburger Stadtbild
Freiburg im Breisgau, 1997
Seite: 62
(PDF, 15 MB)
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Zwischen Technologie und Ethik:
Nur das Schöne blieb sichtbar

Der Bau des ornamenthaften, durchbrochenen
Turmhelms des Münsters
wurde nur möglich, weil man anstelle
des wetterempfindlichen Mörtels die
Fugen mit Blei aus dem Schauinsland
vergießen konnte

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Das Münster in Freiburg gilt als einer der schönsten gotischen Sakralbauten. Maße und Größenverhältnisse
entbehren jeglicher Großmannssucht. In all seinen Teilen bleibt die Architektur
stets mit ihrem Zwecke verbunden, nichts ist überflüssig, nichts muß entbehrt werden. Nach
Jakob Burckhardt ist der Turm der „schönste der Christenheit", vielleicht, weil er als einziger in
Deutschland noch in der Gotik - 1335 - vollendet wurde. Selbst als die Kathedrale von Salis-
bury ihn 1350 in der Höhe übertrumpfte, blieb er noch für ein Jahrhundert das höchste Bauwerk
des Kontinents.

Obwohl sein architektonischer Entwurf den Größenverhältnissen einer Dynastenkirche entsprach
, war das Münster nichts anderes als eine einfache Bürgerkirche, das Gotteshaus einer
selbstbewußten, einer reichen Stadt.

Woher stammten die riesigen Summen, die über Jahrhunderte hindurch
aufgebracht werden mußten? Nun, aus den Erträgen des Silberbergbaus
, wie man weiß. Freiburg bildete von seiner Lage und von den verfügbaren
Wasserkräften her sein natürliches Zentrum. Sebastian Münster
sagt sogar in seinem Buch „Von dem Elsaße", der Name der Stadt
leite sich von den besonderen Freiheiten und Rechten her, die die Bergleute
in ihren Mauern genossen.

Wer aber vor der konzentrierten Schönheit des Bauwerks, vor seiner
innigen Seelenhaftigkeit steht und dabei ein wenig tiefer sieht, mag seinen
Weg recht gedankenvoll fortsetzen. Wer ahnt, welche unsäglichen
Opfer, Anstrengungen und Qualen erforderlich gewesen sind, der Finsternis
der Berge und ihrer Schächte Gramm um Gramm jener Silbermengen zu entreißen, die
hier Stück um Stück in Stein, in geformte Schönheit umgesetzt wurden?
Zwischen dem Gebirgsstock des Schwarzwalds und den Bruchstellen, die die Senkung der
oberrheinischen Ebene bildeten, hatten sich in unendlich langen Zeiträumen Adern und Schichten
von Tiefengesteinen hochgepreßt. In ihren Verwerfungen und Spalten ließen heiße, schwefelhaltige
Wasser aus den Metallen Blei und Silber Erzadern auskristallisieren. Vom Kandel im
Norden, dem Schauinsland und den Westhängen des Belchens finden sich diese „hydrothermal"
entstandenen Erze, die schon in der späten Römerzeit bekannt waren. Funde bei Suggental und
in Sulzburg belegen es. Als etwa in der Karolingerzeit die Bleifassung der Fenster aufkam, belebte
sich auch der in der Völkerwanderung zum Erliegen gekommene Bergbau wieder. Jetzt


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