http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/lebendiges_freiburg/0066
Soljrlod?, 3um ^bfdjiegen fertig.
Die Sprengtechnik im Bergbau hat sich
von den Anfängen bis zum Ende des
19. Jhs. kaum verändert. Ein Bohrloch
wurde mit einer Pulverladung gefüllt und
mittels einer Zündschnur gezündet. Die
primitive Methode führte häufig zu
schweren Unfällen. Erst die Einführung
der Sicherheitssprengstoffe nach 1865
erbrachte eine durchgreifende Besserung
und erhöhte Wirksamkeit des Verfahrens.
Frühe Zeichnung einer chinesischen
Sprengrakete - p'i-li-p'ao - wie sie in
der Schlacht von Ts'ai-shih im Jahre
1161 benutzt wurde. (Erstpubl. in
England 1996).
64
tung nahe, daß dies auch noch im Mittelalter vorkam. Nicht umsonst erschienen die Bergleute
den Menschen als das Geschlecht der Zwerge. Es gibt zwar keine Untersuchungen darüber,
doch läßt sich ein Verdacht auf menschenunwürdige Methoden nicht ausschließen. Vielleicht
war ihr Umfang von Land zu Land verschieden, sicher aber ist, daß es genug Menschen gab, die
sich eigneten: Heimatlose, Verwaiste, Bettler und Elende, Landfahrende, Flüchtige und Verurteilte
.
Schattenseite der Schönheit, Nachtseite der Kultur!
Es soll hier nicht weiter ausgemalt werden. Die Lebensverhältnisse selbst waren noch im ausgehenden
Mittelalter für unsere Begriffe von unvorstellbarer Armut, niederem sozialen Standard,
von Brutalitäten und bedrängt von unheilbaren Krankheiten und kurzer Lebenserwartung. Eine
Änderung erfolgte erst allmählich, und sie war weitgehend ausgelöst durch einfache technische
Neuerungen und Entwicklungen.
Es begann ganz woanders und zu einer ganz anderen Zeit, in einer uns Europäern völlig unbekannten
Kultur: Etwa zur Zeit der Karolinger entdeckten chinesische Alchemisten das Schwarzpulver
. Sichere Kunde ist uns erst später bekannt, denn der wichtigste Bestandteil dieser explosiven
Mischung, der Salpeter, wurde im Jahre 1044 im Buch Wu Chin Tsu erstmals beschrieben.
Sehr rasch entwickelten chinesische Alchemisten damit zwei Waffen, den Zhentian lei, eine
Sprengmine und den Fei huo jiang, in dem wir die Rakete zu sehen haben. Beide Waffen wurden
erstmals bei der Verteidigung der Stadt Bianjing im Jahre 1232 gegen die Mongolen eingesetzt
. Es ist ein alter, wenn auch weitverbreiteter Irrtum zu glauben, man habe das Schwarzpulver
in China nur zu Lustfeuerwerken benutzt.
Die siegreichen Mongolen übernahmen ganze Militäreinheiten der chinesichen Truppen, und
so dürften alte Berichte zutreffen, wonach sie die Sprengmine, jetzt Temudschin genannt, auch
zur Unterminierung von Mauern in Rußland benutzten.
Im 14. Jh. erreichten die Feuerwaffen, zu denen sich jetzt auch der Feuerpfeil gesellte, Europa.
Letzterer dürfte ein hölzerner oder metallener Köcher gewesen sein, aus dem sich Pfeile oder
Steinchen und Metallstücke verschießen ließen. Mehr als eine psychische Wirkung erreichte
man aber damit nicht, sie blieben eine militärische Kuriosität.
Nachdem der als Berthold Schwarz in die Geschichte eingegangene Alchemist Konstantin Ank-
litzen (=Angeleisen) um 1380 das schwere, Steinkugeln verschießende Geschütz und ein neues,
viel wirksameres Pulver erfunden hatte, erschien zu Beginn des 15 Jhs. in dem prachtvoll bebilderten
„Bellifortis" von Konrad Kyeser eine Zeichnung über das Sprengen eines Baumes auf Bl.
119 v.
Sehr rasch verbreitete sich diese neue Technik auch zu friedlichen Zwecken. Im selben Jahrhundert
noch machte man die Tiroler Ache durch Aussprengen besser schiffbar, man versuchte es
bei Fall in der Isar, und begann im 16. Jh. erste Straßensprengungen in felsigem Gelände durchzuführen
.
Der Bergmann Kaspar Weindl hatte 1627 die erste Sprengung in Schemnitz (heute Slowakei)
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/lebendiges_freiburg/0066