http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/lebendiges_freiburg/0069
über eine halbe Million Soldaten, davon 17630 Kranke im Feldspital. Bei diesem Feldspital handelt
es sich in gewisser Weise um einen Vorläufer des französischen Militärhospitals im Stühlinger
, an dessen Zugang das „Fünfwundenkreuz" steht.
Anstelle des Korpus trägt das Kreuz Blechtafeln mit den fünf Wunden, in der Mitte das Herz im
Dornenkranz.
Das Kreuz stand ursprünglich freilich an ganz anderer Stelle, dort wo heute die Straße im Grün
in die Wilhelmstraße mündet. Der Platz lag damals noch außerhalb der bebauten Stadt. Hierhin
brachte man die Toten, um sie in Massengräbern beizusetzen. Jeden Morgen waren es zwei
Leiterwagen voll Leichen aus den Notlazaretten. Der Militärfriedhof in der Neuburg, an der heutigen
Karlsschule, reichte längt nicht mehr aus. Auch die Lazarette quollen über. Das Militärhospital
wie auch das Armenspital, das bereits der Universität als Klinik diente, waren mit kranken
und verwundeten Soldaten bis in den letzten Winkel belegt. Dasselbe galt für die seit 1806 leerstehenden
, weil säkularisierten Klöster in der Umgebung: Tennenbach, Waldkirch, Heitersheim
und St. Peter.
In den Lazaretten herrschten grauenhafte Verhältnisse. Da lagen sie nun, die Sieger der Leipziger
Völkerschlacht und die Helden des Befreiungskrieges. Verwundet, krank und entkräftet,
viele dem Tod geweiht. In den Feldlazaretten mangelte es an Decken, Bettüchern, Verbandmaterial
. Für Hygiene hatte man weder Zeit noch Mittel. So konnte sich ungehemmt eine Seuche
ausbreiten, die verheerende Folgen hatte. Die Chronisten der Zeit sprechen von einem „Nervenfieber
". Möglicherweise hat es sich um eine Art Typhus oder Ruhr gehandelt. Die Erkrankten litten
unter starkem Durchfall, anhaltendem Fieber und entsetzlichen Schmerzen, was bei vielen
Patienten zu Tobsuchtsanfällen führte. Daher hielt man die Epidemie wohl für ein Nervenfieber.
Die Krankheiten breiteten sich rasch auch in der Zivilbevölkerung aus. Zuerst beim Pflegepersonal
, bei Ärzten und Feldgeistlichen, dann auch in der Stadt und in den Dörfern, denn die Soldaten
bekamen in den Lazaretten zu wenig zu essen. So schlichen viele in die Häuser, um ein
Stück Brot oder einen Schluck Milch zu erbetteln. Ganze Familien wurden so angesteckt. Im
Frühjahr 1814 klang die Epidemie ab. Man hatte geschultes Pflegepersonal aus Prag bekommen
, die Infizierten wurden von den übrigen Kranken abgesondert, die Hygiene konnte verbessert
werden, und die Ernährungslage stabilisierte sich. Aber die Stadt war am Rand des Zusammenbruchs
. Im Herbst 1814 wurde der erste Jahrestag der Schlacht bei Leipzig am 18. Oktober
festlich begangen. Man inszenierte ein einzigartiges Naturschauspiel. Riesige Freudenfeuer
loderten in einem Umkreis von rund 50 Kilometern von den Höhen des Kaiserstuhls und des
Schwarzwaldes. Kanonen- und Böllerschüsse ertönten vom Schloßberg. Anderntags gab es
fröhliche Bankette, patriotische Reden wurden gehalten, und es erklangen nationale Lieder.
Erinnerungskreuz an der Elsässer Straße Freiburg Stadtteil Landwasser
Der Sockel trägt die Inschrift: „Es zeugt dies Kreuz vom Todesschrecken, der frohe Menschen je
betroffen, zeugt aber auch vom Auferwecken und einem christlich frommen Hoffen".
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/lebendiges_freiburg/0069